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Die Kinematik des distalen Tibiofibulargelenkes bei Instabilität der Syndesmose sowie deren Rekonstruktion – eine biomechanische In Vitro Studie
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Published: | October 23, 2023 |
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Fragestellung: Ligamentäre Instabilitäten der Syndesmose werden häufig operativ stabilisiert. Über die Kinematik des distalen Tibiofibulargelenkes im intakten, verletzten sowie rekonstruierten Zustand ist jedoch wenig bekannt. Bisherige Studien deuten neben einer Vergrößerung des Abstandes zwischen Fibula und Tibia auch auf eine Instabilität in der Sagittal- und Axialebene hin.Ziele der vorliegenden Studie war die Untersuchung der Stabilität der Syndesmose nach ligamentärer Durchtrennung sowie des Effekts einer Stabilisierung mit den aktuell verwendeten rigiden und dynamischen Rekonstruktionstechniken.
Methodik: Die Stabilität der Syndesmose wurde mit Hilfe eines Sechs-Achsen-Industrieroboters (Fa. KUKA Robotics) und optischen Messsystems (Fa. NDI Optotrack Certus) an humanen Unterschenkelpräparaten (n=14) untersucht. In Neutralstellung, Dorsalextension und Plantarflexion wurde die Stabilität der Fibula in Relation zur Tibia in der Sagittal-, Koronar- und Axialebene und unter Simulation eines Außenrotationsstresstests mit vordefiniertem Drehmoment von 5 Newtonmeter und axialer Belastung von 200 Newton untersucht. Die Untersuchung wurde an der intakten Syndesmose sowie der von ventral nach dorsal sequenziell durchtrennten Syndesmose (1. anteriores inferiores tibiofibulares Ligament, AITFL; 2. Interossäres Ligament, IOL; dorsales inferiores tibiofibulares Ligament, PITFL) durchgeführt. Danacherfolgte die Rekonstruktion mittels verschiedener Stellschrauben (SS)-techniken (1 trikortikale Stellschraube, 2 trikortikale Stellschrauben, 2 trikortikale Stellschrauben + Drittelrohrplatte, 2 quadrokortikale Stellschrauben, n=7) oder mittels eines dynamischen Suturebutton-Systems (Arthrex Tightrope, einzeln und doppelt, n=7).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Durchtrennung der kompletten Syndesmose führte in der koronaren Ebene zu einer Lateralisierung der Fibula, dies erreichte jedoch keine statistische Signifikanz. Sowohl die statischen als auch rigiden Rekonstruktionstechniken führten zu einer gleichwertigen Verringerung der Lateralisierung.
In der axialen Ebene führte die Durchtrennung des AITFL zu keiner signifikanten Rotationsinstabilität, wohingegen die Durchtrennung des IOL signifikant instabiler war. Bezüglich der Rotation konnte durch Implantation von 2 trikortikalen SS die Stabilität rekonstruiert werden, wohingegen bei dynamischer Rekonstruktion eine Instabilität verblieb.
In der sagittalen Ebene kam es bereits bei Durchtrennung des AITFL zu einer signifikanten Dorsalverschiebung der Fibula unter Belastung. Diese konnte durch die SS-Rekonstruktionen wieder stabilisiert werden, durch die dynamischen SutureButton Verfahren jedoch nicht.
Die Ergebnisse deuten auf eine Instabilität der Fibula vor allem in der Sagittal- und Axialebene hin. Bei intaktem Deltaband erscheintder aktuell häufig verwendete Außenrotations-Stress-Test nach Frick eine Syndesmoseninstabilität nur insuffizient zu erfassen.
Zudem deuten die Studienergebnisse auf eine Gleichwertigkeit der verschiedenen SS-Implantationstechniken hin.