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Präklinische Sonographie in der Polytraumaversorgung – Behandlungskonsequenzen aus der Luftrettung
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Published: | October 23, 2023 |
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Fragestellung: In der Schockraumversorgung längst etabliert, gewinnt die Sonographie in der Präklinik gerade in der Polytraumaversorgung immer mehr an Bedeutung.
In der Befragung von Notärzten an einem zentralen Luftrettungsstandort mit traumatologischen Einsatzschwerpunkt soll evaluiert werden, ob sich aus der Anwendung unmittelbare Konsequenzen in der traumatologischen Patientenversorgung ergeben.
Methodik: Über einen Zeitraum von 6 Monaten erfolgte die Erfassung präklinischer Sonographien nach eFAST (Extended Foccused Assesement with Sonography for Trauma) anhand eines standardisierten Fragebogens. Die Befragung erfolgte unter 10 am Luftrettungsstandort tätigen, in der Notfallsonographie speziell geschulten Notärzten. 107 Patienten wurden erfasst. Ausgewertet wurden die Einsatzkategorie, die Traumagenese, die Verletzungsschwere anhand NACA-Scores, die Schalldauer, Schallbedingungen und mögliche Einflussfaktoren auf diese, die Schallbefunde und die sich möglicherweise daraus ergebenden Behandlungskonsequenzen.
Ergebnisse: 105 der 107 ausgewerteten Einsätze waren traumatologischer Genese, 85% NACA-Score der Kategorie 4 bis 7. Die Sonographiedauer wurde zu 49% mit <1Minute erfasst, 51% mit 1–3 Minuten.
In der Differenzierung der Traumagenese machten 45% Verkehrsunfälle aus, in 3,8% lag eine Traumareanimation vor.
Die Schallbedingungen wurden zu 60% mit gut eingeschätzt, bei 40% kam es zu Einschränkungen durch das Trauma selbst, durch immobilisierende Maßnahmen oder Adipositas.
In 21,7% zeigte sich ein pathologischer Schallbefund (freie Flüssigkeit, Pneumothorax), in knapp 1/3 (n=32) der untersuchten Einsätze ergab sich durch die präklinische Sonographie eine Behandlungskonsequenz:
14 (44%) Verzicht auf Thoraxdrainage, 7 (22%) Load&Go Regime, 6 (19%) Verbleib des Patienten beim bodengebundenen Rettungsdienst, 3 (9%) Thoraxdrainageanlage, 4 (13%) präklinische Transfusion, 2 (6%) Einstellung der Reanimationsmaßnahmen, 1 (3%) Änderung der Zielklinik. In der Evaluation des präklinisch erhobenen Schallbefundes im Schockraum bestätigte sich das Ergebnis in 71% der Fälle, bei 20% war der spätere Schallbefund der Schockraumdiagnostik nicht bekannt, in nur 9% unterschieden sich die Schallbefunde.
Schlussfolgerung: Die präklinische Sonographie verursachte keine relevante Einsatzzeitverlängerung bei geschultem Personal. In 31% der Fälle führte die Sonographie zu einer Behandlungskonsequenz, dabei zeigte sich v.a. der Verzicht auf die invasive Maßnahme der Thoraxdrainageanlage als führend. Auch konnten durch die Anwendung Behandlungspfade von load&Go und der Verbleib des Patienten in der Weiterbehandlung durch den bodengebundenen Rettungsdienst vor Ort mit Verbringung in nächstgelegene Klinik etabliert werden. Dadurch konnte ein schnelles Freiwerden des Luftrettungsmittels für neue Einsätze erreicht werden.
Bei schwerer- und schwerstverletzten Traumapatienten kann die präklinische Sonographie in Händen geschulten Personals die Behandlungssicherheit steigern.