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Epidemiologie, Behandlung und Outcome nach einer traumatischen Hüftluxation bei Erwachsenen: Eine multizentrische Studie
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Published: | October 23, 2023 |
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Fragestellung: Traumatische Hüftluxationen sind chirurgische Notfälle. Sie treten meist als Folge eines hochenergetischen Traumas auf. Aufgrund der geringen Inzidenz sind epidemiologische Daten und prognostische Faktoren für das klinische Ergebnis in der Literatur nur in wenigen Fallserien beschrieben worden. Aktuelle retrospektive Studien mit prospektiven Nachuntersuchungen fehlen. Ziel der Studie war es die Epidemiologie, die Behandlung und das Outcome bei Patienten nach traumatischer Hüftluxation zu analysieren.
Methodik: Über einen Zeitraum von 10 Jahren führten wir eine retrospektive multizentrische Studie an drei Level-1-Traumazentren in Deutschland durch. Neben epidemiologischen Daten wurden Verletzungsmechanismus, Bildgebung, Begleitverletzungen und die Therapie erfasst. Des Weiteren erfolgte eine prospektive Patientenbefragung über den weiteren Behandlungsverlauf sowie das funktionelle und klinische Langzeitergebnis.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt konnten 112 Patienten eingeschlossen werden. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug zum Unfallzeitpunkt 43 Jahre. Der häufigste Verletzungsmechanismus war der motorisierte Zweiradunfall in 28%. In 18% zeigten sich isolierte traumatische Hüftgelenksluxationen, in 44% in Kombination mit dorsalen Pfannenrandfrakturen und in 39% eine begleitende Pipkinfraktur (Typ I 13%, Typ II 6%, Typ IV 20%). In 29% traten begleitende, vorwiegend ligamentäre, Kniegelenksverletzungen auf. In 82% der Fälle erfolgte die Reposition in < 6 Stunden (h). Die Rücklaufquote des Fragebogens lag bei 62% (n=69).Die Nachbeobachtungszeit betrug im Mittel 72 Monate.Der Tegener Activity Score betrug vor dem Unfall 4,9 und nach dem Unfall 3,5. Der Harris Hip Score lag im Mittel bei 76 nach dem Unfall. Der Zeitpunkt der Reposition hatte keinen signifikanten Einfluss auf das Ergebnis des Harris Hip Scores. Der Tegner Activity Score war bei Patienten, bei denen die Reposition> 6h erfolgte, signifikant schlechter als bei einer Reposition < 6h. 67% der Patienten berichteten von verbliebenen sportlichen Einschränkungen.
Darüberhinaus benötigten Patienten die innerhalb der ersten 6 h reponiert wurden, in 19% eine erneute Operation, bei einer späteren Reposition waren es 45%. Hierbei erfolgte vor allem die Implantation einer Hüft-TEP bei posttraumatischer Arthrose/Hüftkopfnekrose.
Traumatische Hüftgelenksluxationen treten am häufigsten in Folge von Hochrasanzmechanismen auf und betreffen überwiegend jüngere, aktive Patienten. Meist zeigen sich begleitende Hüftkopffrakturen und Pfannenrandfrakturen. In 20% der Fälle finden sich verbleibende Nervenschäden. 45% der Patienten entwickeln im Verlauf eine posttraumatische Arthrose. Bei 67% aller Patienten verbleiben sportliche Einschränkungen. Interessanterweise nahm der Tegener Activity Score bei Patienten die innerhalb der ersten 6h reponiert wurden im Mittel um 40%, bei Patienten < 6 h um 20% ab. Der Zeitpunkt der Reposition scheint somit großen Einfluss auf die Arthroseentwicklung sowie auf das klinische Outcome zu haben.