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Spinopelvine Parameter bei Insuffizienzfrakturen des Beckens
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Published: | October 23, 2023 |
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Fragestellung: Inzidenz, klinisches Bewusstsein und Anzahl an Operationen von Insuffizienzfrakturen des Beckens (FFP, fragility fractures of the pelvis) sind deutlich gestiegen. FFP sind mit Osteoporose assoziiert, treten spontan oder nach Niedrigrasanztrauma auf. Schmerzreduktion und Mobilitätswiederherstellung sind entscheidend. Die spinopelvinen Parameter lumbale Lordose (LL), pelvic incidence (PI), pelvic tilt (PT), sacral slope (SS) beschreiben die sagittale Balance. Ziel der Studie war die erstmalige Untersuchung der spinopelvinen Parameter bei Vorliegen von FFP. Die Hypothese, dass diese Parameter verändert sind, soll geprüft werden.
Methodik: Es erfolgte der retrospektive Einschluss aller Patienten, welche mit einer FFP in einem Maximalversorger der DWG von 2017–2021 behandelt wurden. Weitere Einschlusskriterien waren ein Alter >60 Jahre, laterales Röntgen Th12-S1 mit beiden Hüftköpfen und Schnittbildgebung. Ausschlusskriterien waren ein muskuloskelettales Syndrom und Wirbelsäuleneingriffen in der Vorgeschichte [1]. Die FFP wurden nach Rommens et al. klassifiziert. LL, PI, PT, SS wurden durch zwei Untersucher bestimmt [1]. Die Ergebnissen wurden mit den Daten von Schwab, LeHuec und Barrey-Roussouly mittels two sample T-Test, p<0,05, verglichen. Ein positives Ethikvotum liegt vor (2022-573-f-S).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es konnten 49 weibliche und 8 männliche Patienten mit einem medianen Alter von 81,0 Jahren (interquartile raneg [IQR] 77,1–84,8) eingeschlossen werden. 44 FFP II, 8 FFP I, 1 FFP III und 4 FFP IV lagen vor. Medianes LL war 47,9° (standard deviation [SD] ± 14,4), medianes PT war 29,4° (SD ± 8.8°), medianes SS 34,2° (SD ± 10,4°) und medianer PI 64,4° (SD ± 12,9°) (Tabelle 1 [Tab. 1]).
Die Differenz zwischen PI und LL war 16,5° und signifikant (p<0,05). LL und SS waren im Vergleich zu asymptomatischen Patienten signifikant (p<0,05) geringer. PI und PT waren signifikant (p<0,05) größer (Abbildung 1 [Abb. 1]).
Die Patientendaten und die Verteilung der FFP sind typisch. Ein erhöhter PI korreliert mit Spondylarthrose, Spondyloptose, Spondylolisthese [2] und führt zu einer vermehrten Belastung des lumbosakralen Übergangs. Eine reduzierte LL und SS sowie erhöhter PT führen zu Verlust der lumbalen Lordose, sagittalen Imbalance und sind mit dem Auftreten von lumbalen Bandscheibenvorfällen assoziiert. Eine Ungleichheit der Formel von Schwab et al. LL=PI±9° führt zu Anschlusspathologie, Kyphose und Versagen lumbopelviner Fixierung [3]. Die signifikant veränderten spinopelvinen Parameter können auch ein Risikofaktor für FFP darstellen.
Literatur
- 1.
- Hresko MT, Labelle H, Roussouly P, Berthonnaud E. Classification of high-grade spondylolistheses based on pelvic version and spine balance: possible rationale for reduction. Spine (Phila Pa 1976). 2007 Sep 15;32(20):2208-13. DOI: 10.1097/BRS.0b013e31814b2cee
- 2.
- Labelle H, Roussouly P, Berthonnaud E, Transfeldt E, O'Brien M, Chopin D, Hresko T, Dimnet J. Spondylolisthesis, pelvic incidence, and spinopelvic balance: a correlation study. Spine (Phila Pa 1976). 2004 Sep 15;29(18):2049-54. DOI: 10.1097/01.brs.0000138279.53439.cc
- 3.
- Rothenfluh DA, Mueller DA, Rothenfluh E, Min K. Pelvic incidence-lumbar lordosis mismatch predisposes to adjacent segment disease after lumbar spinal fusion. Eur Spine J. 2015 Jun;24(6):1251-8. DOI: 10.1007/s00586-014-3454-0