Article
Einfluss der geriatrischen Multimorbidität auf das Outcome nach konservativ behandelter proximaler Humerusfraktur
Search Medline for
Authors
Published: | October 23, 2023 |
---|
Outline
Text
Fragestellung: Mit zunehmendem Alter der Bevölkerung werden auch altersassoziierte Frakturen und deren konservative Therapie häufiger. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss der Anzahl vorliegender Geriatrie typischer Merkmalskomplexe (GtMk) auf den Verlauf konservativ behandelter PatientInnen mit proximaler Humerusfraktur (PHF) zu analysieren.
Methodik: Krankenkassendaten der BARMER aus dem Zeitraum zwischen 01/2009 und 12/2020 wurden retrospektiv analysiert. Es wurden ältere PatientInnen (Alter > 64 Jahre) eingeschlossen, die eine PHF erlitten haben (Haupt- oder Nebendiagnose PHF (ICD: S42.2) in den Jahren 2011–2020) und daraufhin eine konservative Therapie erhielten.Die PatientInnen wurden vom Zeitpunkt der ersten Diagnose von PHF bis maximal zum Ende der Studie (31.12.21) beobachtet. GtMks wurden anhand von ICD-10 GM und OPS Codes innerhalb von zwei Jahren vor PHF-Diagnose retrospektiv erhoben. Nach den „Abgrenzungskriterien der Geriatrie“ Version V1.3. [1] werden PatientInnen als geriatrisch bezeichnet, die über 70 Jahre alt und geriatrisch multimorbid sind (mindestens 2 von 15 GtMk). Als einer der primären Endpunkte wurden schwerwiegende unerwünschte Ereignisse (MAEs; definiert als akuter Myokardinfarkt, Schlaganfall, Reanimation, Herzstillstand, akutes Nierenversagen, akutes Leberversagen, akutes Atemnotsyndrom, Sepsis oder Tod jedweder Art) in Abhängigkeit der Schwere der geriatrischen Multimorbidität untersucht. Die Eventraten wurden über Kaplan-Meier Schätzer abgebildet. Sowohl multivariate Analysen, als auch die Auswertung weiterer primärer Endpunkte ist derzeit in Bearbeitung.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 53.195 PatientInnen (83% weiblich, medianes Alter 79 Jahre) in die Studie eingeschlossen. Bei den unter 70-Jährigen lagen im Median 2, bei PatientInnen über 70 Jahren im Median 3 GtMKs vor, wobei das „hohe Komplikationsrisiko“ (20,9%), eine „starke Seh-oder Hörbehinderung“ (15,4%) und „Depression und Angststörungen“ (10,9%) die am häufigsten vorkommenden waren. Insgesamt können 73% der eingeschlossenen PatientInnen als geriatrisch multimorbid (mind. 2 GtMks vorliegen) bezeichnet werden. Die Schwere der geriatrietypischen Multimorbidität hatte hierbei einen hohen Einfluss auf das Auftreten eines schwerwiegenden unerwünschten Ereignisses (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Während nach 3 Jahren 8,1% (95%-KI: 17–19,2%) der PatientInnen ohne jegliche GtMk ein MAE hatten, lag die Rate für PatientInnen mit 5 GtMk bei 42,9% (95%-KI: 41,5–44,3%) und bei PatientInnen mit 10 und mehr GtMk sogar bei 74,1% (95%-KI: 68–79,1%).
Die Schwere der geriatrischen Multimorbidität stellt einen enormen Risikofaktor für einen fatalen Verlauf dar und sollte bei der Wahl der Therapie unbedingt Berücksichtigung finden.
Literatur
- 1.
- Borchelt M, Kolb G, Lübke N, Lüttje D, Meyer AK, Nikolaus T, Pientka L, von Renteln-Kruse W, Schramm A, Siegel NR, Steinhagen-Thiessen E, Vogel W, Wehmeyer J, Wrobel N. Abgrenzungskriterien der Geriatrie. Version V1.3. 2004. Verfügbar unter: http://www.geriatrie-drg.de/public/docs/Abgrenzungskriterien_Geriatrie_V13_16-03-04.pdf