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Der Bewegungsumfang nach zervikalem Bandscheibenersatz in den behandelten sowie den Anschlusssegmenten
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Published: | October 23, 2023 |
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Fragestellung: Im Gegensatz zur Fusion soll ein zervikaler Bandscheibenersatz das behandelte Segment beweglich halten und dadurch die Anschlusssegmente schonen. Gerade der Zwei-Level-Bandscheibenersatz ist jedoch unzureichend untersucht.
Ziel dieser In-vitro-Studie war es daher, den Bewegungsumfang (range of motion, ROM) der Halswirbelsäule nach Ein-Level und Zwei-Level-Bandscheibenersatz sowohl in den behandelten Segmenten als auch in den Anschlusssegmenten zu untersuchen.
Methodik: An sieben humanen Spenderwirbelsäulen (C4-T1, Durchschnittsalter 40 ± 17 Jahre) wurde zuerst ein Bandscheibenersatz bei C5-6 durchgeführt und anschließend um ein Level nach kaudal erweitert (C5-7). Im intakten Zustand sowie nach jeder Implantation wurde die ROM der Präparate bestimmt.
Hierzu wurden die Präparate quasistatisch mit reinen Momenten von 1,5 Nm in Flexion/Extension (FE), Seitneigung (SN) und axialer Rotation (AR) belastet (3,5 Zyklen, 1°/s) und mittels Bewegungsanalyse die ROM jedes einzelnen Segments aufgezeichnet.
Die statistische Auswertung erfolgte mittels Friedmann-Test mit anschließenden post-hoc Dunn-Bonferroni-Tests (p < 0,05).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: In FE erhöhte ein Ein-Level-Bandscheibenersatz (C5-6) die ROM in allen vier Segmenten leicht, wobei der Anstieg nur im kranialen Anschlusssegment (C4-5) signifikant war (Abbildung 1A [Abb. 1]). Ein zusätzlicher Bandscheibenersatz (C6-7) erhöhte die ROM im behandelten Segment noch weiter (p = 0,054), allerdings ohne die anderen Segmente weiter zu beeinflussen. In SN verringerte ein Ein-Level-Bandscheibenersatz die ROM im behandelten Segment C5-6 signifikant, beeinflusste die übrigen Segmente jedoch kaum (Abbildung 1B [Abb. 1]). Ein zusätzlicher Bandscheibenersatz bei C6-7 verringerte dort die ROM ebenfalls, allerdings ohne weiteren Einfluss auf die anderen Segmente. In AR hatte ein Bandscheibenersatz, sowohl monosegmental (C5-6) als auch bisegmental (C5-7) kaum Einfluss auf die ROM der behandelten oder der Nachbarsegmente (p > 0,05, Abbildung 1C [Abb. 1]).
Die grundsätzliche Bewegungserhaltung nach zervikalem Bandscheibenersatz ist aus der Literatur bereits bekannt, allerdings wurde der Einfluss auf die Anschlusssegmente bisher kaum beschrieben. In FE führt bereits ein Ein-Level-Bandscheibenersatz zu einer Erhöhung der Bewegung nicht nur im behandelten, sondern auch in den benachbarten Segmenten. Im Rahmen des ventralen Zugangs und der Dekompression des Spinalkanals wird sowohl das vordere Längsband und große Anteile des ventralen Anulus als auch das hintere Längsband auf Bandscheibenfachhöhe reseziert. Dies scheint segmentübergreifend eine erhöhte Beweglichkeit in FE zu bewirken, jedoch in SN und AR kaum einen Einfluss auszuüben.