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Ergebnisse eines adaptierten Polytrauma-MRTs im Rahmen der Primärversorgung von Kindern und Jugendlichen im Schockraum
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Published: | October 23, 2023 |
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Fragestellung: Die bildgebende Diagnostik bei verunfallten Kindern, die im Rahmen des Polytraumamanagements durchgeführt wird, bietet Anlass zur Diskussion. Zwar werden in der Regel alle relevanten Verletzungen durch die CT-Diagnostik detektiert, selten wird jedoch aus dem CT-Befund eine OP-Indikation gestellt, was die Diskussion um die strahlenbelastende Durchführung eines Ganzkörper-CTs aufwirft. Bei kreislaufstabilen Kindern und Jugendlichen verbleibt nach durchgeführtem eFAST insbesondere bei Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule und des Beckens eine Unsicherheit, die mittels nativer Diagnostik häufig nicht abschließend geklärt werden kann. Diese lässt sich durch Durchführung eines adaptierten Polytrauma-MRT beseitigen. Eingeschränkte Verfügbarkeit und Verzögerung der Therapie werden als Einwand genannt. Welche zusätzlichen Befunde ergibt diese, wenn verfügbar und durchführbar und wie häufig hat es eine Konsequenz für die weitere Diagnostik und Therapie?
Methodik: Retrospektive Auswertung der adaptierten Polytrauma-MRT-Untersuchung im Rahmen des primary surveys bei Schockraumversorgung von Kindern und Jugendlichen. Zeitraum 01/2016 – 01/2022. Entscheidung zur Indikation eines Ganzkörper-MRT erfolgte individuell im Schockraumteam bei kreislaufstabilen Kindern- und Jugendlichen, die keiner sofortigen operativen Intervention bedurften. Demographische Daten, Unfallursache und die im Rahmen des MRT erbrachten Befunde, die prä- und post-MRT durchgeführte additive radiologische Diagnostik, sowie die therapeutische Konsequenz der MRT-Befunde wurden ausgewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Ausgewertet wurden 33 Kinder (21 Jungen, 12 Mädchen) mit einem Durchschnittalter von 11 Jahren (3 – 17 J.). Die Unfallursache war in 14 (42%) Fällen ein Verkehrsunfall und in 6 Fällen ein Sturz aus >3 Metern Höhe (18%). In 20 (61%) Fällen erfolgte die zusätzliche radiologische Diagnostik, 14mal nach Durchführung des MRTs (11 Fälle nativradiologisch, 4 Fälle computertomographisch). Bei 24 (73%) Patienten konnte eine Verletzung im MRT nachgewiesen werden. In 9 Fällen lagen Weichteilverletzungen vor, 2mal wurde eine Verletzung der Lunge, 4mal eine knöcherne Läsion der Extremitäten/Schultergürtel diagnostiziert. Bei drei Patienten konnte eine Beckenverletzung und 10mal eine Wirbelsäulenverletzung nachgewiesen werden. Bei fünf Patienten konnte bei vorliegenden neurologischen Defiziten eine Rückenmarksläsion ausgeschlossen werden. Dreimalig zeigte sich ein Nachweis intraabd. freier Flüssigkeit ohne Parenchymverletzung. Eine Schädel-/Hirnverletzung lag 4malig vor. Die im MRT zusätzlich identifizierten Verletzungen führten in keinem Fall zu einer operativen Intervention, sondern verblieben konservativ.
Bei Verfügbarkeit eines MRTs und kreislaufstabilen Kindern erscheint die Durchführung auch bei jüngeren Kindern sinnvoll. Insbesondere Verletzungen der Wirbelsäule und des Beckens können so ohne zusätzliche Strahlendiagnostik detektiert werden, auch wenn diese in der Regel keine operative Intervention erfordern.