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Die plattenosteosynthestische Versorgung periprothetischer Humerusfrakturen – retrospektive Fallserie von 13 Patienten
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Published: | October 23, 2023 |
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Fragestellung: Periprothetische Humerusfrakturen sind eine seltene Entität. Aufgrund des demografischen Wandels und der damit verbundenen zunehmenden endoprothetischen Versorgung im Allgemeinen, werden aber auch solche Frakturen in den nächsten Jahren deutlich häufiger im klinischen Alltag anzutreffen sein. In der vorliegenden Untersuchung berichten wir über das Outcome von 13 Patienten mit periprothetischer Humerusfraktur bei fest einliegender Prothese, die mittels Plattenosteosynthese operativ versorgt wurden
Methodik: Retrospektive Analyse einer Fallserie von 13 an einer deutschen Universitätsklinik versorgten Patienten mit periprothetischen Humerusfrakturen Typ Worland B1/2 und C von 2009–2019. Alle Patienten wurden bei fest einliegender Schulterprothese plattenosteosynthetisch versorgt. Neben biometrischen Daten und Risikofaktoren wurden intraoperative Daten und Outcomeparameter des stationären Aufenthalts wie Liegezeit, Revisionen und Komplikationen erfasst.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 13 Patienten mit Worland B2/3 und C Frakturen eingeschlossen. Die Patienten waren im Mittel 82 ± 9 Jahre alt und zu 77% weiblich. Der altersadaptierte Charlson-Komorbiditätsindex betrug 5,8 ± 1,9. Die Standzeit der Primärprothesen lag bei 8,1 ± 5,5 Jahren. Zu 70% handelte es sich um inverse Schulterprothesen, zusätzlich findet sich im Kollektiv eine Kappen- sowie 3 anatomische Prothesen. In einem Fall trat die periprothetische Fraktur im Rahmen der Primärimplantation intraoperativ auf und wurde simultan mitversorgt. Die Op-Dauer betrug im Mittel 113 ± 18 Minuten. Die Patienten verblieben 11 ± 5 Tage stationär, 54% der Patienten wurden postoperativ kurzfristig auf einer Intensivstation überwacht, allerdings jeweils weniger als 48 Stunden. Bei 2 Patienten kam es zu revisionspflichtigen Komplikationen. Aufgrund eines postoperativen Weichteilinfektes wurde in einem Fall eine Wundrevision ohne Komponentenwechsel durchgeführt. Bei einem weiteren Patient wurde im Rahmen einer Nervenverletzung des N. radialis eine motorische Ersatzoperation durchgeführt.
Passagere Nervenläsionen des N. radialis, die keiner operativen Therapie zugeführt werden mussten, traten darüber hinaus bei 3 weiteren Patienten auf. Hinsichtlich weiterer Risikofaktoren findet sich bei 12 von 13 Patienten mindestens einer der folgenden Risikofaktoren: Cortisontherapie, Osteoporose und maligne Vorerkrankung. Der Unfallmechanismus war in 12 von 13 Fällen ein Niedrigrasanztrauma.
Zusammenfassend stellt die Versorgung von periprothetischen Humerusfrakturen eine Herausforderung dar. Es lassen sich bei stabiler Prothesenverankerung durch die Plattenosteosynthese gute Ergebnisse erzielen, allerdings scheinen Verletzungen des N. radialis nicht selten zu sein. In keinem Fall war eine Pseudarthrose oder revisionspflichtige Protheseninfektion zu verzeichnen. Als Risikofaktor scheinen die üblichen multimobiditäts- und fragilitätsbedingenden Faktoren Gültigkeit besitzen, die für geriatrische Traumapatienten im Allgemeinen gelten.