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Änderung des Diagnosestellung und operativen Behandlung durch die primäre MRT-Diagnostik bei Tibiakopffrakturen
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Published: | October 23, 2023 |
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Fragestellung: Tibiakopffrakturen entstehen durch direkte Gewalteinwirkung bei Rasanztraumen, durch indirekte Gewalteinwirkung sowie aus der Kombination einer axialen Kompression mit einer Valgisierung oder Varisierung. Entsprechend der Intensität der einwirkenden Kraft unterscheiden sich Art der knöchernen Läsion, Dislokation der Fragmente und Begleitverletzungen. Aufgrund der Schwellung und unzureichender schmerzbedingter klinischer Beurteilung sind Begleitverletzungen im Sinne von Ligament- und Meniskusverletzungen primär oft nicht detektierbar. Hier kann eine MRT-Untersuchung des Kniegelenkes zusätzlich zu der standardmäßig durchgeführten Röntgen- und CT-Untersuchung wichtige Zusatzinformationen für die Therapieentscheidung und operative Planung liefern. Wir haben anhand der Tibiakopffrakturen, die innerhalb 2 Jahren in einem Krankenhaus der Maximalversorgung behandelt wurden, untersucht, inwieweit eine standardisiert durchgeführte MRT-Diagnostik zu einem Nutzen für die Diagnosen Stellung und das Therapiekonzept führt.
Methodik: Analysiert wurden alle Tibiakopffrakturen, welche vom 01.02.2021 bis 31.01.2023 im BG-Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin behandelt wurden. Eingeschlossen wurden alle Patientinnen mit einer Tibiakopffraktur ab einem Alter von 18 Jahren. Ausschlusskriterien waren ein Alter unter 18 Jahren, externe verletzungsbezogene Voroperation (außer Fixateur externe) Untersucht wurde, ob die standardisiert durchgeführte MRT bei Tibiakopffraktur eine Änderung der Diagnose ergab. Des Weiteren wurde analysiert, ob das Therapiekonzept bezüglich Operation oder Nachbehandlung auf Grund der geänderten Diagnosen bzw. detektierten Weichteilverletzungen angepasst wurde.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: 110 Tibiakopffrakturen konnten im aufgeführten Zeitraum von 24 Monaten eingeschlossen werden. Es zeigten sich hier folgende Begleitverletzungen: Vorderes Kreuzband n=32, hinteres Kreuzband n=7, Innenband n=19, Außenband n=16, Innenmeniskus n=22, Außenmeniskus n= 18, Bandapparat der Patella n=8.
Konsekutiv zeigte sich, dass dies bei 10 Patientinnen zu einer Anpassung des operativen Vorgehens sowie bei 21 Patientinnen zu einer Anpassung des konservativen Therapieschemas bzw. der Nachbehandlung führte. Die angepasste operative Therapie konnte weiter differenziert werden. So zeigten sich hier die Subgruppen Innenbandrefixation n=5, Außenbandrefixation/-plastik n=2, Kreuzbandrefixation n=3 sowie Meniskusnaht/ Teilresektion n=2.
Die retrospektiv durchgeführte Analyse der standardisiert erfolgten MRT-Diagnostik bei Tibiakopffrakturen zeigt die Bedeutung der Begleitverletzungen. Bei 10 Prozent führten die erfassten Begleitverletzungen zu einer Änderung der operativen Therapie, bei 20 Prozent zu einer Änderung des Nachbehandlungsregimes. Weitere Spezifizierungen sind Teil aktueller Untersuchungen. Da eine klinische Verifizierung der Begleitverletzungen in der Akutphase nicht suffizient möglich ist, sehen die Autoren eine Indikation zur standardisiert durchgeführten MRT-Diagnostik bei Tibiakopffrakturen.