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Sepsis bei periprothetischen Gelenkinfektionen – Risikoanalyse und Outcome
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Published: | October 23, 2023 |
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Fragestellung: Die Sepsis stellt eine lebensbedrohliche Komplikation bei periprothetischen Gelenkinfektionen dar. Ein schnelles Erkennen des Krankheitsbildes sowie die Identifikation von Hochrisikopatienten ist essenziell für eine frühzeitige und effektive Therapie. Ziel der vorliegenden Studie war es deshalb, Epidemiologie, Risikofaktoren und Outcome bei periprothetischen Gelenkinfektionen (PPI) im Zusammenhang mit dem Vorliegen einer Sepsis zu untersuchen.
Methodik: Eingeschlossen wurden alle Patienten, welche von 2017 bis 2020 an einem spezialisierten Zentrum mit einer PPI behandelt wurden. Patienten mit Sepsis wurden anhand des SOFA-Scores sowie der SIRS-Kriterien identifiziert. Verglichen wurde die Kohorte mit PPI und Sepsis (Sepsis) gegenüber Patienten mit PPI ohne Sepsis (Nicht-Sepsis). Als Risikofaktoren wurden berücksichtigt: Patientencharakteristika, betroffenes Gelenk, durchgeführte chirurgische Therapie, mikrobiologische Befunde, Vorerkrankungen, Symptomatik und Symptomdauer. Outcomeparameter waren Mortalität, Krankenhausaufenthaltsdauer sowie Dauer der intensivstationären Behandlung.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 109 Patienten mit PPI identifiziert, wovon 45 Patienten (41,3%) die Kriterien für das Vorliegen einer Sepsis erfüllten. Patienten mit Sepsis waren im Vergleich schwerer vorerkrankt (Charlson Comorbidity Index 3,8 vs. 2,8; p ≤ 0,001). Eine erhöhte Odds Ratio (OR) für einen septischen Krankheitsverlauf zeigten die Komorbiditäten Pneumonie (8,2; p=0,001) Zustand nach Herzinfarkt (2,0; p=0,02), Vorhofflimmern (3,3; p=0.01), Diabetes mellitus (1,2; p=0,04), Endokarditis (5,5; p=0,01) und Niereninsuffizienz (2,0; p ≤ 0,001). Infektion mit Staphylococcus aureus (Sepsis: 20 vs. Nicht-Sepsis 10; p=0,002), Streptococcus dysgalactiae (Sepsis: 7 vs. Nicht-Sepsis 2; p=0,002) und Candida albicans (Sepsis: 5 vs. Nicht-Sepsis 0; p=0,01) waren signifikant häufiger bei Patienten mit Sepsis. Zudem lagen in der Sepsis-Kohorte neben der PPI bei 57,8% der Patienten weitere Infektfoci vor, während dies in der Gruppe ohne Sepsis bei 18,8% der Fall war.
Das Vorliegen einer Sepsis war im Durchschnitt mit einem signifikanten längeren Krankenhausaufenthalt (Sepsis: 68 Tage vs. Nicht-Sepsis: 38 Tage; p=0,001) und Intensivaufenthalt (Sepsis: 12 Tage vs. Nicht-Sepsis: 2 Tage; p ≤ 0,001) assoziiert. Die Mortalität während des stationären Aufenthalts in der Sepsis-Kohorte war um das Zehnfache erhöht (Sepsis 11/42 vs. Nicht-Sepsis 2/64; OR 10,3; p=0,01).
PPI führen bei einem relevanten Teil der Patienten zu einem septischen Krankheitsverlauf verbunden mit erhöhter Mortalität. Insbesondere bei vorerkrankten Patienten sollte eine erhöhte Aufmerksamkeit geboten sein und eine umfangreiche Fokussuche bezüglich weiterer Infektionsherde erfolgen. Neben hochvirulenten Erregern wie Staphylokokken und Streptokokken sollten auch Pilzinfektionen als Auslöser der Sepsis berücksichtigt werden.