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Klinische Ergebnisse nach operativer Therapie dislozierter, proximaler Humerusfrakturen im Kindes- und Jugendalter
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Published: | October 23, 2023 |
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Fragestellung: Bei der operativen Therapie dislozierter, proximaler Humerusfrakturen (PHF) im Kindesalter sind vor allem geschlossene Repositions- und Fixationsverfahren durch elastische, intramedulläre Nägel oder K-Drähte beschrieben. Häufig erschweren interponierte Weichteile wie das kindliche Periost oder die lange Bizepssehne die geschlossene Reposition und sichere Retention. Die offene Reposition und interne Fixation (ORIF) wurde bislang kaum untersucht, sodass auch bei grob dislozierten, kindlichen PHF die Indikation hierzu nur zurückhaltend gestellt wird. Ziel der Studie ist es, das bislang weitestgehend unbekannte Outcome dislozierter PHF in Kindes- und Jugendalter nach ORIF zu evaluieren.
Methodik: In dieser klinisch retrospektiven Studie wurden 18 Patienten mit unilateralen, kindlichen, dislozierten, PHF nachuntersucht. Es bestanden n=8 epiphysäre (Aitken 0-1), sowie n=10 subkapitale Frakturen bei einer mittleren Achsabweichung von 32° (±10,8; 20-53°). Die Versorgung aller Frakturen erfolgte mittels offener Plattenosteosynthese. Das mittlere Alter zum Unfallzeitpunkt betrug 12,1 J. (±2,4; 5–16 J.), 9 Patienten (50%) waren weiblich. Das mittlere Follow-Up betrug 78,2 Monate (±52,4, 8-157). Ausgewertet wurden klinische Scores (Simple Shoulder Score (SSS), Subjective Shoulder Value (SSV), ASES-Score, Pediatric/Adolescent Shoulder Score (PASS), DASH-Score), Bewegungsumfänge, radiologische Parameter, die Frakturmorphologie sowie die Zeit bis zur operativen Versorgung und Implantatentfernung (IE).
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Alle 18 Pat. gaben exzellente Ergebnisse im SSS (99,4% ±0,02), SSV (98,3% ±0,04), ASES-Score (100% ±0) und PASS (0,99 ±0,01) an. Im DASH-Score zeigten 17 Pat. ein exzellentes, sowie ein Pat. ein gutes Ergebnis. Der glenohumerale Bewegungsumfang war bei 6 Pat. (33,3%) mild eingeschränkt. Bei 4 dieser Pat. lag ein Außenrotationsdefizit von 10–20° vor. Anteversion und Abduktion war bei allen Pat. uneingeschränkt.
8 Pat. (44,4%) beschrieben eine optisch störende Narbe, 4 Pat. (22,2%) endgradige, funktionelle Einschränkungen unter Belastung.
Radiologisch zeigte sich bei allen Patienten eine komplikationslose Frakturheilung. Bei 17 Pat. erfolgte nach Konsolidierung die IE. Epiphysenfugenübergreifende Implantate (n=11, 61,1%) waren nicht mit einem schlechteren Ergebnis assoziiert. Frakturmorphologie, Patientenalter, die Dauer bis zur definitiven, operativen Versorgung (n=9 ≤72 h; n=9 >72 h; 0–12 Tage), sowie der Zeitpunkt der IE (n=7 ≤3 Monate; n=7 3–6 Monate; n=3 >6 Monate) wirkten sich nicht signifikant auf das funktionelle Outcome aus.
Die ORIF mittels Plattenosteosynthese kann eine sinnvolle, sichere Option bei der Behandlung grob dislozierter, kindlicher PHF darstellen und geht mit sehr guten funktionellen Ergebnissen einher.