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Prähabilitation in der primären Kniegelenks-Endoprothetik: „Better in, better out“ durch Blood-Flow-Restriction Training
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Published: | October 23, 2023 |
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Fragestellung: Die gezielte Verbesserung der körperlichen Fitness in Vorbereitung eines Patienten auf eine anstehende Operation wird als Prähabilitation bezeichnet. Im Zuge degenerativen Gelenkerkrankungen leiden Patienten vor allem an langjährig bestehenden Mobilitätsdefiziten und assoziierten Muskelatrophien. Während etablierte Prähabilitationsprogramme (PP) häufig durch zunehmende Schmerzen abgebrochen werden, ermöglicht Blood-Flow-Restriction Training (BFR) durch die Kombination von leichten Belastungsintensitäten und externer venöser Okklusionen eine neue Therapiealternative zum gezielten präoperativen Muskelaufbau. Die vorliegende Studie fokussiert den Vergleich von BFR gegenüber einem traditionellem Prähabilitationstraining zum präoperativen Muskelmassen und Kraftaufbau in Vorbereitung auf die elektive Kniegelenksendoprothetik.
Methodik: An dieser Studie nahmen 30 Patienten mit Gonarthrose und Indikation zum primärem Kniegelenksersatz teil. Die Patienten wurden in eine von drei Gruppen randomisiert:
- 1.
- Passive Kontrollgruppe (pCON),
- 2.
- Aktive-Kontrollgruppe (aCON),
- 3.
- BFR-Gruppe (BFR).
Während die pCON kein PP durchführte, vollzogen die anderen beiden Gruppen ein Fahrradergometer-basiertes PP, das zweimal pro Woche für 6 Wochen durchgeführt wurde. Die BFR-Belastung wurde dabei in wochenweise zunehmenden Intervalldauern an beiden Beinen bei 40% des arteriellen Verschlussdrucks angewendet. Die Untersuchungszeitpunkte waren 6- (w, Baseline), 3-Wochen (3w-Prehab) und 5-Tage vor der Operation (Pre-OP), sowie 3- (3m-Post-OP) und 6 Monate (6m-Post-OP) postoperativ. Ergebnisparameter waren u.a. 6-Wiederholungs-Maximalkrafttest (6RM), der Oberschenkelumfang sowie subjektive Schmerzen (KOOS) und die funktionelle Aktivität.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Beide PP-Gruppen zeigten eine signifikante Verbesserung der Muskelkraft (p < 0,001), Muskelmasse (p < 0,01) und Reduktion der subjektiven Schmerzen nach der sechswöchigen Prähabilitation. Der Vergleich zwischen den beiden Gruppen ergab einen signifikanten höheren Kraft- sowie Muskelmassenzuwachs (p < 0,001) in der BFR-Gruppe gegenüber der aCON. Ebenfalls konnte das BFR-Training die Schmerzen präoperativ stärker senken als das Training ohne Okklusion (p < 0,001). Alle Gruppen wiesen einen Abfall an Muskelkraft und Muskelmasse nach der Operation auf (p < 0,01). Die BFR-Gruppe zeigte eine schnellere Rehabilitation zu den präoperativen Ausgangswerten (p = 1,00) als die beiden anderen Untersuchungsgruppen. BFR Training war weiterhin in der Lage prä- sowie postoperativ bestehende Differenzen zwischen dem operierten und nicht-operierten Bein auszugleichen.
Die vorliegende Studie beschreibt erstmalig den unterstützenden Einfluss einer BFR-Prähabilitation auf die muskuläre Rehabilitation von Gonarthrose-Patienten prä- sowie postoperativ nach Gelenkersatz. Im Vergleich der Gruppen zeigt sich ein Fahrradergometer-basiertes PP als durchführbares und suffizientes Trainingsprogramm zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit von Patienten mit Kniegelenksarthrose.