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Der DAA als Standardzugang auch bei Coxa profunda und Protrusionscoxarthrose? Eine Analyse radiographischer und patientenspezifischer Einflussfaktoren
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Published: | October 23, 2023 |
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Fragestellung: Der minimal-invasive direkt anteriore Zugang (DAA) etabliert sich zunehmend weltweit als Standardzugang für die primäre Hüftendoprothetik. Durch die Weichteilschonung über die als Smith-Peterson- bzw. Hueter-Intervall bezeichnete Muskellücke resultieren eine verkürzte Rekonvaleszenzzeit, ein verbessertes funktionelles Outcome unmittelbar postoperativ sowie eine reduzierte Luxationsrate. Zugleich gewinnt die minimal-invasive Implantationstechnik bei der Umsetzung eines gelungenen Fast Track-Konzeptes zunehmend an Bedeutung. Während einige Autoren den DAA als universellen Zugangsweg in der primären Hüftendoprothetik favorisieren, bestehen auch Faktoren, welche die endoprothetische Versorgung über den DAA möglicherweise ungünstig beeinflussen könnten.
Ziel dieser retrospektiven Studie war es, patientenspezifische sowie radiomorphologische Parameter zu identifizieren, welche die primäre Hüftendoprothetik über den DAA möglicherweise erschweren.
Methodik: Zwischen September 2017 und Februar 2020 wurden insgesamt 188 Patienten mit Coxa profunda oder Protrusionscoxarthrose mittels Hüft-TEP über den DAA an einem universitären Zentrum für Endoprothetik (EPZmax) versorgt und retrospektiv analysiert. Sowohl patientenspezifische Parameter (BMI, Alter, ASA-Grad) als auch radiographische Parameter (Acetabular depth-width-ratio (ADWR), femorales Offset, Beinlängendifferenz (BLD), vertikaler working space als Distanz zwischen Spina iliaca anterior superior und Trochanter major (AGVD)) wurden als mögliche Einflussgrößen für die Komplexität der Hüft-TEP-Versorgung über den DAA definiert. OP-Dauer (Schnitt-Naht-Zeit), intraoperativer Blutverlust, Veränderungen des femoralen Offsets sowie Hospitalisierungsdauer (Length of stay (LOS)) wurden als Outcome-Größen definiert. Zusammenhänge wurden durch bivariate Korrelationsanalysen beschrieben und Variablen mittels Chi-Square Testung auf Abhängigkeit geprüft.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es bestand eine signifikante Korrelation des ADWR mit der OP-Dauer (Pearson r = 0.14, p = 0.04). Die Protrusionscoxarthrose war dabei mit einer signifikant verlängerten OP-Dauer assoziiert (p = 0.04). Ferner zeigte sich im Chi-Square Test ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen verlängerter OP-Dauer (Schnitt-Naht > 70 min) und einem verminderten vertikalen working space (AGVD < 86 mm) (p = 0.02). Zudem bestand eine signifikante Korrelation von BMI mit der OP-Dauer sowie der LOS (p < 0,02). Adipöse Patienten wiesen eine signifikant längere OP-Dauer (Adipositas: MW = 64,57 ± 17,74 min, Nicht-Adipositas: MW = 57,08 ± 17,50 min, p = 0,01) sowie Hospitalisierungsdauer (Adipositas: MW = 9,5 ± 4,31 d, Nicht-Adipositas: MW = 8,4 ± 2,1 d, p = 0,02) auf.
Der DAA ermöglicht eine weichteilschonende Implantationstechnik in der primären Hüftendoprothetik. Eine Coxa profunda/Protrusionscoxarthrose, ein verringerter vertikaler working space sowie ein erhöhter BMI sollten jedoch als die OP erschwerende Faktoren berücksichtigt werden.