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Bimalleoläre OSG-Luxationsfrakturen: Sekundäres Dislokationsrisiko in Abhängigkeit von der Ruhigstellungsmethode und dem Verletzungsmechanismus
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Published: | October 23, 2023 |
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Fragestellung: Bei bimalleolären Luxationsfrakturen des oberen Sprunggelenkes (OSG) ist aufgrund der Weichteilschwellung zumeist die offene Reposition und interne Fixierung (ORIF) primär nicht möglich. Entsprechend erfolgt die geschlossene Reposition und gelenküberbrückende Ruhigstellung der Extremität im gespaltenen Unterschenkelgips (Gips) oder im Fixateur externe (FE).
Aktuelle Studien zeigen, dass es bei einer Ruhigstellung im Gips in 25 bis 50% der Fälle zu einem sekundären Repositionsverlust im OSG kommt, was zu schweren Weichteilkomplikationen führen kann. In den bisher vorliegenden Studien wurde der Einfluss des Verletzungsmechanismus auf die Reluxationsrate nicht untersucht.
Entsprechend war das Ziel dieser Studie, die Rate des sekundären Repositionsverlustes bei bimalleolären OSG-Luxationsfrakturen in Abhängigkeit von der primären Retentionsmethode (Gips vs. FE) und dem Frakturtyp nach Lauge-Hansen zu untersuchen. Zusätzlich wurde der Einfluss des Repositionsverlustes auf die stationäre Verweildauer untersucht.
Methodik: Eingeschlossen wurden alle in unserer Klinik im Zeitraum von 2011 bis 2020 behandelten bimalleolären OSG-Luxationsfrakturen, welche je nach primärer Ruhigstellung in die Gruppen Gips oder FE eingeteilt wurden. Der Repositionsverlust wurde definiert als Zunahme des Abstandes des medialen Gelenkspaltes bzw. eine anteroposteriore Dislokation um >5 mm im Vergleich zu den Röntgenaufnahmen nach Reposition. Ausschlusskriterien waren primäre ORIF (<48 Stunden), offene Frakturen, sowie eine nicht-anatomische Gelenkstellung in den nach Gipsanlage erfolgten Röntgenaufnahmen. Patienten mit Repositionsverlust direkt nach Gipsanlage, bei denen anschließend die FE-Anlage erfolgte, wurden der FE-Gruppe zugeteilt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden 376 Patienten mit bimalleolären OSG-Luxationsfrakturen eingeschlossen, davon wurden 160 (42,6%) der Gips- und 216 (57,4%) der FE-Gruppe zugeteilt. In der Gips-Gruppe trat eine sekundäre Dislokation in 41 Fällen (25,6%) und in der FE-Gruppe in 7 Fällen (3,2%) auf (p<0,001). Auch nach der Einteilung der Frakturen nach der Lauge-Hansen-Klassifikation zeigten sich in drei von vier Gruppen die Raten an sekundärem Repositionsverlust im Gips gegenüber dem FE signifikant erhöht (Tabelle 1 [Tab. 1]).
Die stationäre Verweildauer war in der Gruppe der Patienten mit Repositionsverlust im Gips mit 12,0±3,3 Tagen signifikant länger, sowohl gegenüber der Behandlung im Gips ohne Repositionsverlust (9,3±4,0 Tage; p<0,001) als auch gegenüber der Behandlung im FE ohne Repositionsverlust (10,3±4,6 Tage; p=0,019).
Diese Ergebnisse zeigen, dass bei temporärer Ruhigstellung von bimalleolären OSG-Luxationsfrakturen im Gips ein erhebliches Risiko für einen sekundären Repositionsverlust und potenziell die entsprechenden Komplikationen besteht. Entsprechend sollte bei diesen Verletzungen die Indikation für eine primäre FE-Anlage im Zweifelsfall großzügig gestellt werden, um einen Repositionsverlust im Gips zu vermeiden.