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Halbierte Kontaktkräfte in-vivo bei passiver im Vergleich zu aktiver Bewegung im Glenohumeralgelenk
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Published: | October 25, 2022 |
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Fragestellung: Aktuelle Behandlungskonzepte empfehlen nach Rotatorenmanschettenrekonstruktion passive Bewegungsübungen, um eine übermäßige Belastung der refixierten Sehnen zu vermeiden. Die Gelenkkontaktkraft spiegelt die von den Rotatoren ausgeübte Kompressionskraft im Glenohumeralgelenk wider und damit die Sehnenspannung. In der vorliegenden Studie wurde die in-vivo Gelenkkontaktkraft bestimmt, um festzustellen, obpassive Bewegung tatsächlich zu einer geringeren Sehnenspannung führt.
Methodik: Im Rahmen einer Vorstudie wurden 2006 sechs Patienten mit instrumentierten Schulterendoprothesen versorgt [1]. Diese messen in-vivo Gelenkkontaktkräfte, die telemetrisch ausgelesen werden können. Die Patienten wurden 2018 klinisch, radiologisch und sonographisch untersucht und die Gelenkkontaktkräfte bei standardisierten Bewegungen gemessen. Nach der Synchronisation von Bewegungsaufnahmen und Kraftmessungen erfolgte die Analyse und Zuordnung zur jeweiligen Bewegung.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die mittlere maximale in-vivo Gelenkkontaktkraft war während der passiven halb so hoch im Vergleich zur aktiven Bewegung (Quotient aktiv/passiv: 1,9 (1,3 - 2,26)). Des Weiteren konnte nach elf Jahren im Langzeitverlauf bei acht von zehn untersuchten Bewegungen eine Abnahme der aktiven Gelenkkontaktkraft nachgewiesen werden. Es zeigte sich weiter eine Abnahme des aktiv/passiv Quotienten von 2,26 (23 Monate postoperativ: aktiv Ø615N / 70% BW, passiv Ø270N / 31% BW) auf 2,00 (133 Monate postoperativ: aktiv Ø592N / 69% BW, passiv Ø296N / 38% BW) bei 90°-Elevation.
Die Ergebnisse zeigen eine Halbierung der in-vivo Gelenkkontaktkräfte bei passiven Bewegungen und damit eine verminderte Aktivität der Rotatoren und somit verringerte Spannung ihrer Sehnen. Die aktuellen Nachbehandlungsempfehlungen mit passiver Bewegung in der Heilungsphase der Rotatorenmanschette sind damit bestätigt. Die langfristige Abnahme der Gelenkkontaktkraft ist wahrscheinlich auf degenerative Prozesse der Rotatorenmuskeln und -sehnen zurückzuführen.