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Operative Therapie der Beinlängendifferenz nach Morbus Perthes – erste Ergebnisse der femoralen Kallusdistraktion mittels Verlängerungsmarknagels
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Published: | October 25, 2022 |
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Fragestellung: Der konservative und operative Containmenterhalt in der Frühphase des M. Perthes folgt einem bereits seit vielen Jahren etablierten Schema. Zwar können dadurch bis zu 80% der kurz- und mittelfristigen Schäden therapiert werden [1], bei ausgeprägter Destruktion der Epiphyse oder frühem Verschluss der Wachstumsfuge am proximalen Femur kommt es nicht selten zu einer relevanten sekundären Beinlängendifferenz (BLD). In dieser Arbeit sollen erste klinische und radiologische Ergebnisse der femoralen Kallusdistraktion mittels unterschiedlicher intramedullärer Verlängerungsmarknägel bei BLD nach M. Perthes präsentiert werden.
Methodik: In einer retrospektiven Dual-Center-Studie des Aarhus University Hospital und des Universitätsklinikum Münster wurden 8 Femora von 8 Patienten nach M. Perthes prä- und postoperativ mit einem medianen Follow-Up von 2,0 (Range 1-3) Jahren untersucht. Das mediane Alter der Patienten betrug bei operativem Eingriff 19 (Range 15-33) Jahre. Zur Kallusdistraktion wurden größenkorrelierte Verlängerungsmarknägel (Precice P2 oder Stryde, Fa. Nuvasive, Fitbone, Fa. Orthofix) antegrad oder retrograd femoral implantiert. Zudem erfolgte - sofern indiziert - eine anatomische Rekonstruktion des proximalen Femurs oder des Beckens. Ziel der Therapie war die Reduktion der BLD auf <1 cm. Nach Therapieabschluss wurden die Patienten bezüglich Zufriedenheit und Tendenz zur erneuten operativen Therapie bei gleichem Krankheitsbild unter Nutzung einer 10-Punkt Likert-Skala befragt. Bei der statistischen Analyse wurden der Wilcoxon-Test sowie der Shapiro-Wilk-Test verwendet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die mediane BLD betrug präoperativ 28 (Range 21-36) mm. Mittels femoraler Kallusdistraktion konnte die BLD signifikant auf 5 (Range 0-9) mm im Median reduziert werden (p<0,05), dabei konnten alle Patienten auf <1 cm BLD ausgeglichen werden. Bei Behandlungsabschluss verlief die mechanische Beinachse im Bereich -1 bis 1 nach Oest [2] entsprechend einer normwertigen oder leichtgradig und nicht präarthrotisch relevanten Valgus- oder Varusfehlstellung.
Eine revisionsbedürftige Komplikation trat im Therapiezeitraum nicht auf.
Nach Therapieabschluss wurde die mediane Therapiezufriedenheit mit 8,5 (Range 8-10) Punkten und die Tendenz zur erneuten operativen Therapie bei gleichem Krankheitsbild mit 8,3 (Range 7-10) angegeben.
Die Kallusdistraktion des Femurs bei sekundärer BLD nach M. Perthes stellt eine effektive und zufriedenstellende Therapieform dar. Erste Ergebnisse zeigen bislang keinerlei relevante Komplikationen und könnten auf eine gute Anwendbarkeit des Verfahrens hinweisen. Aufgrund der geringen Patientenzahl, einer geringen medianen BLD von <30 mm und einem bislang geringen Follow-Up sind weitere Studien zur Verifizierung dieser Ergebnisse notwendig.
Literatur
- 1.
- McAndrew MP, Weinstein SL. A long-term follow-up of Legg-Calvé-Perthes disease. J Bone Joint Surg Am. 1984 Jul;66(6):860-9. DOI: 10.2106/00004623-198466060-00006
- 2.
- Oest O. Die Achsenfehlstellung als präarthrotische Deformität für das Kniegelenk und die röntgenologische Beinachsenbeurteilung [The significance of axial misalignment as a pre-osteoarthrotic deformity, and its radiological assessment]. Unfallheilkunde. 1978 Nov;81(11):629-33.