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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Die spinopelvine Mobilität normalisiert sich ein Jahr nach Implantation einer Hüftendoprothese – eine prospektive, longitudinale, Fall-kontrollierte Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Moritz Innmann - Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie, Heidelberg, Germany
  • Jeroen Verhaegen - Department of Orthopaedics and Trauma Surgery, The Ottawa Hospital, Ottawa, Ontario, Canada; University Hospital Antwerp, Edegem, Belgium
  • Franz Reichel - Universitätsklinikum Heidelberg, Department Orthopädie und Unfallchirurgie, Heidelberg, Germany
  • Bibiane Schaper - Universitätsklinikum Heidelberg, Department Orthopädie und Unfallchirurgie, Heidelberg, Germany
  • Christian Merle - Universitätsklinikum Heidelberg, Orthopädische Universitätsklinik, Heidelberg, Germany
  • George Grammatopoulos - Department of Orthopaedics and Trauma Surgery, The Ottawa Hospital, Ottawa, Ontario, Canada

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB62-137

doi: 10.3205/22dkou486, urn:nbn:de:0183-22dkou4862

Published: October 25, 2022

© 2022 Innmann et al.
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Text

Fragestellung: Eine fortgeschrittene Coxarthrose verursacht eine pathologische spinopelvine Mobilität, die wiederum mit dem Risiko einer postoperativen Luxation assoziiert ist. Das Ziel dieser Studie war zu bestimmen, ob sich die präoperative pathologische spinopelvine Mobilität ein Jahr nach Implantation einer Hüftendoprothese (HTEP) normalisiert.

Methodik: Es wurde eine prospektive, longitudinale, Fall-kontrollierte Studie an zwei internationalen Universitätskliniken durchgeführt (Level of Evidence: II). Es wurden 47 Patienten und 47 Mitglieder einer Kontrollgruppe (KG) ohne Hüftgelenksbeschwerden (matchedpairs für Alter, Geschlecht und Body-Mass-Index) eingeschlossen. Alle Teilnehmer der Studie wurden klinisch und radiologisch untersucht (Patienten prä- und ein Jahr postoperativ), wobei seitliche Röntgenaufnahmen des spinopelvinen Übergangs in der stehenden, aufrechtsitzenden und nach vorne gebeugt sitzenden Position angefertigt wurden. An radiologischen Parametern wurde die Veränderung der folgenden Parameter zwischen den verschiedenen Körperhaltungen bestimmt: Lendenlorosewinkel (ΔLL), Beckenkippung (Pelvic Tilt: ΔPT), Hüftflexion (Pelvic-Femoral Angle:ΔPFA). Spinopelvine Hypermobilität wurde als ΔPT>30° zwischen der stehenden und aufrechtsitzenden Position bestimmt. In der statistischen Analyse zeigte sich eine ausreichende Aussagekraft der Studie (Power:1- β=0.93, α=0.05).

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Präoperativ zeigten Patienten im Vergleich zur KG bei der Bewegung von der stehenden zur aufrechtsitzenden Position eine geringere Hüftflexion (Δ55°±17 vs. Δ69°±10°; p<0.001), eine höhere Beckenkippung nach posterior (22°±14° vs. 13° ±8°; p< 0.001) und eine vermehrte Flexion der LWS (Δ23°±16° vs. Δ15°±11°; p=0.015).

Ein Jahr nach Implantation einer HTEP waren diese Unterschiede zwischen Patienten und der KG nicht mehr existent (ΔPFA: p=0.256; ΔPT: p=0.429; ΔLL: p=0.966).

Präoperativ zeigte sich bei Patienten im Vergleich zur KG eine deutlich höhere Prävalenz an spinopelviner Hypermobilität (21% vs. 0%; p=0.009). Postoperativ war die Prävalenz nicht mehr statistisch erhöht (p=0.194).

Die Prävalenz an Patienten mit einer Flatback-Deformität der LWS zeigte sich prä-und postoperativ (21% und 19%) unverändert im Vergleich zur KG (13%; alle p>0.2)

Ähnliche Ergebnisse zeigten sich bei der Bewegung von der stehenden zur nach vorne gebeugt sitzenden Position.

Dies ist weltweit die erste Studie, die prospektiv die Veränderung der spinopelvinen Mobilität ein Jahr nach Implantation einer HTEP im Vergleich zu einer adjustierten Kontrollgruppe beschreibt.

Da sich die präoperativ bestehende pathologische spinopelvine Mobilität ein Jahr nach Implantation einer HTEP normalisiert, sollte die präoperative Beckenkippung nicht die Entscheidung zur Pfannenpositionierung und Implantatwahl beeinflussen.

Im Gegensatz dazu sollte das Bestehen einer Flatback-Deformität der LWS berücksichtigt werden, da sich die Prävalenz unverändert zeigt.

Anmerkung: Die Autoren bedanken sich bei der Stiftung Endoprothetik für die Förderung der Studie.