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Effektivität der Anlage von Tourniquets über ziviler und militärischer Bekleidung – erste Ergebnisse
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Published: | October 25, 2022 |
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Fragestellung: Das Tourniquet ist in der Versorgung lebensbedrohlicher Extremitäten Blutungen längst etabliert, die S3 Leitlinie Polytrauma spiegelt dies wider.
Idealerweise wird vor Anlage des Tourniquets die verletzte Extremität entkleidet. Allerdings ist das Entkleiden mitunter aufwändig und in der Akutversorgung mitunter nicht zweckmäßig, beispielsweise bei extremen Witterungsbedingungen oder in Gefahrensituationen.
Auf Grundlage dieser Problematik soll untersucht werden, ob die Anlage eines Tourniquets über verschiedenen Bekleidungsschichten die Blutungskontrolle beeinträchtigt. Im Weiteren soll untersucht werden, ob gängige Modelle der Tourniquets für eine solche Anwendung geeignet sind.
Methodik: Im Rahmen der Studie erfolgten Messungen über verschiedenen Bekleidungskombinationen und eine deskriptive Ergebnisdarstellung. Hierunter zivile Bekleidung: Schnittschutzhose, Motorradhose Leder, Motorradhose Synthetik, sowie militärische Bekleidung: Kampfhose, Unterbekleidung, Wärmeschutzhose, Nässeschutzhose, ABC-Schutzanzug. Es erfolgten 10 Tourniquet Anlagen pro Bekleidungsschicht durch je 2 erfahrene Anwender, im Rahmen eines standardisierten Ablaufs. Die Messungen wurden an einem Bein-Modell der Firma HapMedTM durchgeführt, welches den Druck und die Zeit der Anlage misst. Insgesamt wurden 600 Messungen mit 3 verschiedenen Tourniquets (CAT - Combat Application Tourniquet® Generation 7; SOFTT- SOF® Tactical Tourniquet und SAM® XT) durchgeführt. Bewertet wurde der Druck im Hinblick auf das Erreichen eines Cut-off Wertes von 200 mmHg.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Tabelle 1 [Tab. 1]
Die Applikation eines Tourniquets über verschiedenen Bekleidungsschichten ist effizient, jedoch stark abhängig von der Tourniquet Beschaffenheit. Das CAT, als überwiegend genutztes Tourniquet in der Bundeswehr, zeigte überzeugende Ergebnisse, ebenso das SAM® XT. Das SOFTT wies trotz seiner Empfehlung in den Tactical Combat Casualty Care Guidelines teilweise eine Erfolgsrate von deutlich unter 50 % auf und nur 75% in der unbekleideten Anlage. Die größte Wahrscheinlichkeit für eine insuffiziente Anlage zeigte sich bei Motorradbekleidung aus Leder und der Kombination aus Kampfhose und Unterbekleidung.