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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Aktivierbare Antiinfektive Implantatbeschichtungen – Prävention und Therapie On Demand?!

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Martin Schulze - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Julian Hasselmann - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Georg Gosheger - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Silke Niemann - Universitätsklinikum Münster, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Münster, Germany
  • Jule Hillebrand - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Manfred Fobker - Universitätsklinikum Münster, Zentrum für Laboratoriumsmedizin, Münster, Germany
  • Christoph Theil - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany
  • Jan Pützler - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie, Münster, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB50-885

doi: 10.3205/22dkou365, urn:nbn:de:0183-22dkou3656

Published: October 25, 2022

© 2022 Schulze et al.
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Outline

Text

Fragestellung: Das Risiko einer periprothetischen Gelenkinfektion (PJI) steigt mit zunehmender Implantatoberfläche. Die Infektionsrate für Tumorprothesen beträgt etwa 20% und nach Revisionseingriffen bis zu 40% [1]. Infektionen treten meist innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Operation auf (60-70%) [2]. Bislang sind nur wenige antiinfektiöse Beschichtungen für spezifische Implantate verfügbar [3]. Diese haben häufig unerwünschte Effekte auf die Gewebeheilung bei fehlender Kontrolle über die Wirkstofffreisetzung.

Eine neuartige antiinfektive Biopolymer-Implantatbeschichtung mit Silberionen in einer biokompatiblen Konzentration wurde entwickelt, um die Biofilmformation auf der Implantatoberfläche zu verhindern. Zusätzlich kann bei Bedarf non-invasiv über extrakorporale Stoßwellen zu jedem beliebigen Zeitpunkt eine gezielte Freisetzung von Silber in die Umgebung aktiviert werden.

Methodik: Ein teilkristallines Poly(L-lactid)-Biopolymer (PLA) wurde mit homogen gelösten Silberionen (Ag+) beladen und auf Ti6Al4V-Substrate aufgebracht. Die Ag-Freisetzung wurde zum einen nach Anwendung verschiedener Intensitäten fokussierter hochenergetischer extrakorporaler Stoßwellen (fhESW) im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne fhESW nach vier Tagen in aqua mittels Graphitrohr-Atomabsorptionsspektrometrie (GF-AAS), Rasterelektronenmikroskopie (REM) und energiedispersiver Röntgenspektroskopie (EDX) bewertet. Zum anderen wurde die Beschichtung mit unterschiedlichen Ag-Konzentrationen beladen und nach applizierter fhESW in einem WST-1-Test mit Fibroblasten auf Biokompatibilität untersucht. Die antiinfektiöse Wirkung der Beschichtung wurde nach 24 Stunden Inkubation mit Staphylococcus aureus 6850 (7,7x10E7 KBE/mL) und Escherichia coli TG1 (2,9x10E7 KBE/mL) unter wachstumsfördernden Bedingungen mittels quantitativer Bakteriologie untersucht.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die induzierte Ag-freisetzung nach fhESW betrug 1115 µg/L für niedrige und 43794 µg/L für hohe Intensität. In der Kontrolle ohne fhESW lag die Elution bei 14 µg/L. REM und EDX belegen eine vollständige lokale Ag-Freisetzung. Die Zellviabilität lag bei Ag-Konzentrationen von 2% und 4% bei über 70%, wurde jedoch bei 8% Silber auf 33% reduziert. Die bakterielle Belastung durch S. aureus wurde um das 10-fache auf 2,78x10E6 KBE/mL reduziert, für E. coli ergab sich eine vollständige Eradikation.

Abbildung 1 [Abb. 1]

Diese neuartige Implantatbeschichtung kann potentiell vor einer PJI schützen, und erlaubt eine non-invasive Aktivierung zu beliebigem Zeitpunkt für eine gezielte, kontrollierte Ag-Freisetzung. Die Beschichtung könnte eine ergänzende Option zur Behandlung von PJI darstellen. Weitere Untersuchungen folgen, um die vielversprechenden biochemisch-mikrobiologischen Ergebnisse zu stützen.


Literatur

1.
Theil C, Röder J, Gosheger G, Deventer N, Dieckmann R, Schorn D, Hardes J, Andreou D. What is the likelihood that tumor endoprostheses will experience a second complication after first revision in patients with primary malignant bone tumors and what are potential risk factors? Clin Orthop Relat Res. 2019 Dec;477(12):2705-14. DOI: 10.1097/CORR.0000000000000955 External link
2.
Tande AJ, Patel R. Prosthetic joint infection. Clin Microbiol Rev. 2014 Apr;27(2):302-45. DOI: 10.1128/CMR.00111-13 External link
3.
Wildemann B, Jandt KD. Infections @ trauma/orthopedic implants: Recent advances on materials, methods, and microbes – a mini-review. Materials (Basel). 2021 Oct 6;14(19):5834. DOI: 10.3390/ma14195834 External link