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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Ein Vergleich von drei Infektionsdefinitionen in der Diagnostik von periprothetischen Gelenkinfektionen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Irene Katharina Sigmund - Medizinische Universität Wien, Univ. Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Wien, Austria
  • Markus Luger - Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
  • Reinhard Windhager - Medizinische Universität Wien, Wien, Austria
  • Martin McNally - Nuffield Orthopaedic Centre, Oxford, United Kingdom

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB45-73

doi: 10.3205/22dkou323, urn:nbn:de:0183-22dkou3233

Published: October 25, 2022

© 2022 Sigmund et al.
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Fragestellung: Die Diagnostik von periprothetischen Gelenkinfektionen (PPI) (vor allem verursacht durch niedrig-virulente Mikroorganismen) stellt weiterhin eine Herausforderung dar. Da es gegenwärtig keine präzise Testmethode mit einer 100%igen Genauigkeit respektive Sensitivität und Spezifität gibt, haben unterschiedliche Gesellschaften Infektionsdefinitionen konzipiert. Aktuell häufig eingesetzte Kriterien sind die International Consensus Meeting - Kriterien von 2018 (ICM), die Infectious Diseases Society of America - Kriterien von 2013 (IDSA) und die European Bone and Joint Infection Society - Kriterien von 2021 (EBJIS). Das Ziel dieser Studie war die Evaluierung der sensitivsten Infektionsdefinition zur Diagnostik von PPI.

Methodik: Patienten mit indizierter Revisionsoperation (aseptisch/septisch) zwischen 2015 und 2020 nach Knie- (K-TEP) bzw. Hüft-Totalendoprothese (H-TEP) wurden retrospektiv in dieser Studie eingeschlossen. Ein standardisierter diagnostischer Algorithmus wurde bei allen Patienten durchgeführt. Die Parameter der ICM-, IDSA-, und EBJIS- Kriterien wurden aus unserer prospektiv erhobenen Datenbank extrahiert und analysiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 206 Patienten (H-TEP: n=104/206, 50%; K-TEP: n=102/206, 50%) mit einem medianen Alter von 74 Jahren (IQR 65 - 80) inkludiert. Anhand der EBJIS-Kriterien wurden 101 Patienten (n=101/206; 49%) als septisch klassifiziert; anhand der IDSA-Kriterien 99 Patienten (n=99/206; 48%) und anhand der ICM-Kriterien 86 Patienten (n=86/206; 42%).

Bei 84 Patienten (n=84/206; 41%) konnte eine PPI durch alle drei Infektionsdefinitionen diagnostiziert werden. 15 septische Fälle (n=15/206; 7%) konnten lediglich durch die IDSA- und EBJIS-Kriterien identifiziert werden. Bei zwei Patienten (n=2/206, 1%) wurde die Diagnose einer PPI ausschließlich durch die ICM- und EBJIS-Kriterien gestellt. Es wurde kein septischer Fall anhand nur einer Infektionsdefintion beobachtet (Abbildung 1).

Wurden die ICM Kriterien herangezogen (n=30/206; 15%), konnte im Vergleich zu den EBJIS-Kriterien (likely infections: n=16/206; 8%) eine statistisch signifikant höhere Anzahl an inkonklusiven Fällen beobachtet werden (Fisher's exact test, p=0.041). Die EBJIS-Kriterien zeigten insgesamt eine statistisch signifikant bessere präoperative Performance im Vergleich zu den IDSA- und ICM-Kriterien (p<0.0001).

Schlussfolgerung: Die Infektionsdefinition der EBJIS ist gegenwärtig die sensitivste Definition zur Diagnostik von periprothetischen Gelenkinfektionen. Diese Kriterien identifizierten alle durch die ICM- und IDSA-Kriterien diagnostizierten Infektionen ohne zusätzliche PPI zu detektieren. Von enormer klinischer Bedeutung ist ebenso die signifikante Reduktion der inkonklusiven Fälle bei Anwendung der EBJIS-Kriterien, wodurch die sogenannte 'grey-zone' minimiert werden konnte.