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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Auswirkung einer chirurgischen Intervention auf das Überleben bei metastatischer Spinalkanalstenosierung: Eine retrospektive Analyse von 1762 Fällen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lukas Leitner - Medizinische Universität Graz, Univ. Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Graz, Austria
  • Anna Kostwein - Medizinische Universität Graz, Univ. Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Graz, Austria
  • Maria Anna Smolle - Medizinische Universität Graz, Univ. Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Graz, Austria
  • Andreas Leithner - Medizinische Universität Graz, Univ. Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Graz, Austria
  • Patrick Sadoghi - Medizinische Universität Graz, Univ. Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Graz, Austria
  • Gerhard Bratschitsch - Medizinische Universität Graz, Univ. Klinik für Orthopädie und Traumatologie, Graz, Austria

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB43-911

doi: 10.3205/22dkou309, urn:nbn:de:0183-22dkou3097

Published: October 25, 2022

© 2022 Leitner et al.
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Text

Fragestellung: 80% aller PatientInnen mit systemischer Krebserkrankung entwickeln spinale Knochenmetastasen in 5-10% dieser Fälle entwickelt sich daraus eine neurologische Symptomatik aufgrund einer Rückenmarksstenosierung. Das 2-Jahres-Überleben nach Auftreten spinaler Metastasen variiert stark anhand der Tumorentität, weshalb für die Entscheidungsfindung hinsichtlich chirurgischer Therapie zwar keine Algorithmen mit Evidenzgrad I bestehen, jedoch prognostische Scores (Tokuhashi Revised, Modified Bauer Score), die eine Therapieempfehlung erlauben.

Der Einfluss einer chirurgischen Intervention anhand dieser Therapieempfehlung für nicht-lokale Endpunkte wurde noch nicht ausreichend statistisch evaluiert, und stellte das Studienziel dar.

Methodik: Retrospektive Analyse von 1762 PatientInnen mit Wirbelsäulenmetastasen, welche zwischen 2004 und 2019 anhand prognostischer Scores an unserem Zentrum behandelt wurden. Statistischer Vergleich von PatientInnen mit oder ohne neurologischer Ausfallssymptomatik, chirurgisch und konservativ behandelter PatientInnen, hinsichtlich Überlebensdauer, neurologischer Symptomatik im Verlauf und Krankheitsprogredienz anhand nicht lokaler Endpunkte (Gesamtmortalität, Krankheitsprogredienz) .

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die am häufigsten auftretende Tumorentität von Metastasen an der Wirbelsäule war das Bronchus- (23,0%), gefolgt von Mamma- (20,6%) und Prostata-Karzinom (20,1%). Metastasen traten am häufigsten im Bereich der Brustwirbelsäule (80,4%) auf. Das Durchschnittsalter betrug 65,8 (±12,4) Jahre, die Lebenserwartung ab Diagnose der spinalen Metastasen 1,7 (0,0-21,7) Jahre. Prognostisch besonders schlecht war das Vorliegen eines Bronchus- sowie Pankreaskarzinoms, gut das Vorliegen eines Mammakarzinoms oder eines Multiplen Myeloms, mit signifikantem Unterschied (siehe Kaplan-Meier Kurve).

Eine Nerven-Kompressionssymptomatik bestand bei 22,9% der vorgestellten Fälle, in 12,2% wurde eine Operation durchgeführt, bei 62,4% erfolgte eine Strahlentherapie der Wirbelsäule.

Die häufigsten Operationen betrafen Metastasen von Mamma- und Prostatakarzinomen, relativ am häufigsten wurde bei Vorliegen eines Nierenzellkarzinoms (28,8%), am seltensten bei einem malignen Melanom (3,0%) die Entscheidung zur operativen Therapie getroffen. PatientInnen, bei welchen eine Operation durchgeführt wurde, wiesen einen signifikanten Überlebensvorteil (p < 0,005) auf.

Scoring-Systeme erlauben die Selektion von PatientInnen mit guter Prognose und helfen dadurch bei der Indikationsstellung einer chirurgischen Versorgung. Unabhängig davon, dass die PatiententInnen mit der besten Prognose selektioniert werden, scheint die chirurgische Intervention selbst keinen negativen Einfluss auf das Gesamtüberleben sowie neurologischer Symptomatik zu haben.

Besonders verbesserte Therapiemöglichkeiten einzelner Tumorerkrankungen, als auch Langzeitüberlebende trotz, statistisch gesehen, schlechter Prognose, stellen behandelnde ChirurgInnen dennoch zuweilen vor ethische Probleme bei der Therapieentscheidung.