gms | German Medical Science

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Mittelfristiges MR-morphologisches und funktionelles Outcomes der seltenen Verletzung einer talaren Luxation (erste Ergebnisse) – Wie häufig ist die avaskuläre Talusnekrose und geht sie mit einem schlechteren Outcome einher?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Florian Hans Brakopp - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany
  • John Hanke - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany
  • Ingmar Kaden - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Institut für Radiologie und Neuroradiologie, Halle (Saale), Germany
  • Bernhard Ullrich - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany
  • Gunther Hofmann - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany
  • Friederike Klauke - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany
  • Philipp Schenk - BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Koordinationsabteilung Wissenschaft, Forschung und Lehre, Halle, Germany
  • Thomas Mendel - BG Klinikum Bergmannstrost gGmbH, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale), Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB42-535

doi: 10.3205/22dkou298, urn:nbn:de:0183-22dkou2989

Published: October 25, 2022

© 2022 Brakopp et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: Die talare Luxation (TL) ist eine seltene, schwerwiegende Verletzung. Eine rasche Reposition und externe Stabilisierung kann zu guten Ergebnissen führen. In der Literatur finden sich Angaben von subtalarer (46,1%) und talonavicularer Arhrose (23,1%), wobei Ergebnisse zur funktionellen Beeinträchtigung widersprüchlich sind [1], [2]. Die avaskuläre Talusnekrose (aTN) tritt am häufigsten bei der Form der Luxatio tali totalis auf und stellt eine gefürchtete Komplikation dar [3]. Angaben zur Häufigkeit(MR-morphologisch), funktionellen Outcome und Risikofaktoren bestehen hinsichtlich der aTN nicht.

Methodik: Retrospektive Studie von zehn Patient*innen mit einer TL im Zeitraum von 02/2017-06/2020. Im Rahmen eines prospektiven Ansatzes wurde das mittelfristige klinische und radiologische Outcome untersucht. Zur Beurteilung des funktionellen Outcomes wurden fußspezifische Scores ermittelt (AOFAS, EFAS, VAS FA). Zur Detektion einer aTN bzw. Osteochondrose wurden MRT-Untersuchungen beurteilt, wobei insgesamt fünf MRT studienspezifisch durchgeführt wurden.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Tabelle 1 [Tab. 1]

Es konnte für neun Patient*innen die vollständige Nachuntersuchung (Scores und MRT) mit einem medianen Follow-up von 25,2 Monaten (IQB: 12,9) durchgeführt werden. Die Behandlung erfolgte in neun Fällen operativ (8x offene Reposition, 1x geschlossene Reposition, 5x K-Drähte, 5x Fixateur externe, 3x ORIF, 1x Sehnenrekonstruktion, 1x Versorgung einer arteriellen Dissektion mit Resektion und End-zu-End-Anastomose, 1x Kompartmentspaltung, 3x Wundrevision und Primärnaht, 2x Wundrevision, VAC-Therapie und Sekundärnaht). In einem Fall musste die OSG-/USG-Arthrodese 16,2 Monate nach Unfallereignis durchgeführt werden. Eine Verlauf-MRT mindestens ein Jahr nach Unfallereignis konnte bei neun Patient*innen ausgewertet werden. Eine aTN war in sechs Fällen zu erheben (6/9, 66,7%). Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen eine medialen/lateralen Bandruptur und der Ausbildung einer aTN (p=0.012).

Tabelle 2 [Tab. 2]

Eine mittelgradige bis schwergradige Osteochrondrose des oberen und unteren Sprunggelenks sowie des Chopartgelenks war in sechs (6/9, 66,7%), acht (8/9, 88,9%) bzw. fünf Fällen (5/9, 55,6%) zu erheben. Der mittlere Punktwert für den AOFAS-Scores waren für die Sektion Rückfuß/Mittelfuß mit 58,7 (±22,5) bzw. 56,6 (±21,6) zu erheben. Für den EFAS-Score und den VAS FA ergaben sich im Mittel 14,2 (±8) bzw. 5,5 (±2,4) Punkte. Die Ausbildung einer aTN war nicht mit einem schlechten funktionellen Outcome assoziiert.

Die vorliegende Studie konnte erstmalig die Häufigkeit der aTN nach MR-morphologischen Kriterien nachuntersuchen. Hierbei konnte gezeigt werden, dass eine Ruptur des Deltabandes und des Außenbandapparates durch die konsekutive Kompromittierung der Perfussion möglicherweise als Prädiktor für die Ausbildung einer avaskulären Talusnekrose gelten kann. Ein langfristig angelegter prospektiver Arm dieser Studie wurde begonnen.


Literatur

1.
Ruhlmann F, Poujardieu C, Vernois J, Gayet LE. Isolated acute traumatic subtalar dislocations: Review of 13 cases at a mean follow-up of 6 years and literature review. J Foot Ankle Surg. 2017 Jan-Feb;56(1):201-7. DOI: 10.1053/j.jfas.2016.01.044 External link
2.
Bibbo C, Anderson RB, Davis WH. Injury characteristics and the clinical outcome of subtalar dislocations: A clinical and radiographic analysis of 25 cases. Foot Ankle Int. 2003 Feb;24(2):158-63. DOI: 10.1177/107110070302400210 External link
3.
Wagner R, Blattert TR, Weckbach A. Talar dislocations. Injury. 2004 Sep;35 Suppl 2:SB36-45.DOI: 10.1016/j.injury.2004.07.010 External link