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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Stabilisierung des vorderen Beckenrings mittels Fixateur interne bei bakterieller Symphysitis

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Andreas Ladenburger - Sana Klinikum Offenbach, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Offenbach am Main, Germany
  • Jan-Henning Wölm - Sana Klinikum Offenbach, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Offenbach am Main, Germany
  • Mario Gotta - Sana Klinikum Offenbach, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Offenbach am Main, Germany
  • Richard Martin Sellei - Sana Klinikum Offenbach, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Offenbach am Main, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB40-943

doi: 10.3205/22dkou280, urn:nbn:de:0183-22dkou2803

Published: October 25, 2022

© 2022 Ladenburger et al.
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Text

Fragestellung: Die eitrige Entzündung der Symphyse ist eine seltene Erkrankung und macht nur etwa 2% der Osteomyelitiden nach hämatogener Streuung des Körpers aus. Sie wird meist durch Staphylococcus aureus verursacht. In bis zu 55% der Fälle ist eine chirurgische Therapie erforderlich. Als seltene Komplikation kann eine Symphyseninstabiltität auftreten. Das Standardverfahren zur Stabilisierung der Symphyse ist die Plattenosteosynthese. Aufgrund des lokalen Infektgeschehens muss das Einbringen eines Implantats jedoch kritisch hinterfragt werden. Zur Stabilisierung des vorderen Beckenrings im Rahmen von Frakturen ist in der neueren Literatur der subcutan eingebrachte supraacetabuläre Fixateur interne beschrieben.

Methodik: Wir berichten über eine 76-jährige Patientin mit infektiöser Symphisitis. Die durchgeführte Diagnostik, konservative und chirurgische Therapie sowie das Ergebnis der Behandlung werden ausführlich dargestellt und mit der vorhandenen Literatur verglichen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Eine 76-jährige Frau litt seit 3 Tagen unter Unterleibschmerzen mit allgemeinem Krankheitsgefühl. Bei Belastung traten Schmerzen des linken Becken- und Hüftbereichs auf. Über der Symphyse bestand ein Druckschmerz, die laborchemischen Infektwerte waren erhöht. Eine CT-Untersuchung des Beckens ergab einen entzündlichen Prozess der Symphyse. Eine empirische Antibiotikatherapie wurde eingeleitet. Aufgrund persistierender Symptomatik wurde ergänzend eine MRT-Untersuchung durchgeführt. Bei nun diagnostiziertem perisymphysärem Abszess erfolgte die chirurgische Eradikation des Lokalbefundes. Mikrobiologisch waren Staphylococcus lugdunensis und Cutibacterium acnes nachweisbar, ein prolongiertes Antibiotikaregime wurde initiiert. Postoperativ sanken die Infektparameter, dennoch persistierten immobilisierende Beschwerden. Klinisch und radiologisch bestand eine Instabilität der Symphyse. Zur Umgehung der infizierten Region wurde eine Stabilisierung des vorderen Beckenrings mittels Implantation eines supraacetabulärem Fixateur interne durchgeführt. Im Verlauf besserten sich die Beschwerden, die Patientin war zunehmend mobil. Bei der Nachuntersuchung 9 Monate postoperativ war die Patientin vollständig beschwerdefrei bei noch einliegendem Implantat. Radiologisch und laborchemisch wurden ein Infekt oder eine Implantatlockerung ausgeschlossen.

Im geschilderten Fall wurde eine bakterielle Symphysitis mit transsymphysärer Instabilität durch chirurgische Eradikation und Implantation eines Fixateur interne behandelt. Durch Umgehung der infektiösen Region durch Abweichen vom Standardverfahren der Plattenosteosynthese konnte eine implantatassoziierte Infektion vermieden werden. Das Implantat wurde durch die Patientin auch nach mehreren Monaten gut toleriert, klinisch bestand Beschwerdefreiheit. Die minimalinvasive Stabilisierung mittels Fixateur interne scheint eine geeignete Alternative zur Behandlung des vorderen Beckenrings bei Osteomyelititen zu sein.