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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Entwicklungen operativer Zugangswege bei Azetabulumfrakturen: Eine Analyse von 3123 Datensätzen des deutschen Beckenregisters der DGU

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stephan Regenbogen - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Markus Beck - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Iris Leister - ParaMove, SCI Research Unit, BG Unfallklinik Murnau, Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg, Murnau, Germany
  • Fabian Stuby - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Jan Friederichs - BG Unfallklinik Murnau, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Chirurgie, Murnau, Germany
  • Steven Herath - BG Klinik Tübingen, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Tübingen, Germany
  • Alexander Trulson - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB38-836

doi: 10.3205/22dkou248, urn:nbn:de:0183-22dkou2487

Published: October 25, 2022

© 2022 Regenbogen et al.
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Fragestellung: Mit einer Inzidenz zwischen 3 und 9,5 pro 100.000 Patienten/Jahr sind Azetabulumfrakturen insgesamt eine eher seltene Entität. Allerdings verdoppelte sich die Häufigkeit bei älteren Patienten in den letzten Dekaden. Aufbauend auf den Untersuchungen von Judet und Letournel haben sich Behandlungsstrategien von Azetabulumfrakturen im Laufe der Zeit stets weiterentwickelt. Als Goldstandard für den operativen Zugang bei Frakturen des vorderen Pfeilers wird weiterhin der ilioinguinale Zugang (IIZ) angesehen. Da dieser jedoch als sehr invasiv einzustufen ist, wurden geringer invasive Zugänge exploriert. Zunehmend werden der Modifizierte Stoppa-Zugang, häufig in Kombination mit dem 1. Fenster des IIZ, sowie der Pararectus-Zugang verwendet. Das Repositionsergebnis gilt weiterhin als wichtigster Parameter für das klinische Outcome. Eine Auswertung des deutschen Beckenregisters der DGU soll beleuchten, inwiefern die Wahl des Zugangsweges das OP-Ergebnis beeinflusst.

Methodik: Wir führten eine retrospektive Datenanalyse aus dem multizentrischen Deutschen Beckenregister der DGU aus den Jahren 2008-2017 durch. Es wurden 3123 Datensätze ausgewertet. In dem angegebenen Zeitraum wurde die Häufigkeit der verwendeten Zugänge sowie das Auftreten von Komplikationen und die dokumentierten Repositionsergebnisse analysiert. Dies wurde zuletzt auch mit der Altersentwicklung korreliert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Aus den 3123 Datensätzen wurden in 1883 Fällen Azetabulumfrakturen operativ stabilisiert. In ca. 2/3 der Patienten wurde ein anteriorer Zugang angelegt. Am häufigsten wurde der ilioinguinale Zugang mit 647 (35,24%), sowie der Stoppa-Zugang mit 193 (10,51%) verwendet. Der Pararectus-Zugang lag nach der perkutanen Verschraubung an vierter Stelle mit insgesamt 105 (6%) Fällen. Über den zeitlichen Verlauf lässt sich eine signifikante Abnahme in der Verwendung IIZ beobachten, ohne dass eine höhere Komplikationsrate oder schlechtere Repositionsergebnisse dokumentiert wurden. Dieser Rückgang war in allen Altersgruppen festzustellen.

Auch wenn der ilioinguinale Zugang insgesamt am häufigsten eingesetzt wurde, ist er mittlerweile von den geringer invasiven Alternativen abgelöst worden. Am deutlichsten war diese Abnahme bei den älteren Patienten zu beobachten. Der Pararectus-Zugang hat sowohl im Gesamtkollektiv sowie in der Einzelbetrachtung bei über 65 und 75Jährigen zwischen den Jahren 2008 und 2017 signifikant zugenommen. Galt der ilioinguinale Zugang lange Zeit als Goldstandard bei der operativen Versorgung von Azetabulumfrakturen, wird er mittlerweile zunehmend nur noch bei ausgedehnten und komplexen Frakturformen mit Involvierung beider Pfeiler eingesetzt. Dem gegenüber etablierten sich der Mod. Stoppa- sowie der Pararectus-Zugang. Die geringere Invasivität und der Umstand, dass die Anzahl von Azetabulumfrakturen bei älteren Menschen stetig ansteigen, begünstigen diese Entwicklung.