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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Anatomische Beschreibung eines neuen vorderen intrapelvinen Zugangs zum Acetabulum (Anterior transmuscular intrapelvic approach, ATI) und erste klinische Ergebnisse

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Clara Wehrenpfennig - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Kiel, Germany
  • Sebastian Lippross - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Kiel, Germany
  • Bodo Kurz - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Anatomisches Institut, Kiel, Germany
  • Thilo Wedel - Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Anatomisches Institut, Kiel, Germany
  • Ibrahim Alkatout - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kiel, Germany
  • Babak Moradi - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Kiel, Germany
  • Andreas Seekamp - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Kiel, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB38-553

doi: 10.3205/22dkou246, urn:nbn:de:0183-22dkou2468

Published: October 25, 2022

© 2022 Wehrenpfennig et al.
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Text

Fragestellung: Die Zahl der Acetabulumfrakturen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Waren sie früher eher Verletzungen junger Menschen beim Hochrasanztrauma, so mehren sich heute geriatrische Frakturen. Die operative Behandlung ist seit der Etablierung der beiden gängigsten Zugänge, dem ilioinguinalen und dem Kocher-Langenbeck-Zugang, zu einer Standardtherapie geworden. Aufgrund der komplexen Anatomie sind die Operationen sehr anspruchsvoll. Ein neuer Zugang, der suprailioinguinale Zugang, wurde 2018 von Chen et al. vorgestellt und zeigte bereits vielversprechende Ergebnisse im Vergleich zu bisherigen Zugängen.

Ziel ist eine genaue anatomische Beschreibung des neuen vorderen Zugangs nach detailliertem Studium der Beckenanatomie, sowie die Darstellung erster klinischer Ergebnisse bereits operierter PatientInnen.

Methodik: Es erfolgte eine Kadaverstudie mit Detailanalyse der anatomischen Strukturen. Orientierungspunkte des Zugangs sind der Nabel, die Spina iliaca anterior superior und die Symphyse. Anschließend erfolgte die retrospektive Datenerhebung aller zwischen 02/2019 und 07/2021 operierter Acetabulumfrakturen (n=20). Röntgen- und CT-Bilder wurden zur Beurteilung des Repositionsergebnisses nach Matta ausgewertet. Eine Nachuntersuchung von neun PatientInnen wurde durchgeführt und das klinische Ergebnis mit dem Merle d'Aubigné-Postel- und Harris Hip Score erfasst. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde mit dem EQ-5D-5L Fragebogen gemessen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von den 20 PatientInnen (Alter 69 ±19 Jahre) lagen 6 Frakturen des vorderen Pfeilers mit hintere Hemiquerfraktur, 6 T-Frakturen, 5 Zwei-Pfeiler-Frakturen, 1 Querfraktur mit Fraktur der hinteren Wand, 1 Querfraktur und 1 Fraktur des vorderen Pfeilers vor. Die durchschnittliche Zeit bis zur OP, die OP-Dauer, die Inzisionslänge und der intraoperative Blutverlust betrugen 10,5 (±6,3) Tage, 209,9 (±54,9) Minuten, 11,4 (±2,2) cm und 1022,5 (±1005,3) ml. Zu den intraoperativen Komplikationen zählten Gefäßverletzungen in 7 Fällen, die zügig behoben werden konnten. Eine Patientin erlitt während der OP einen NSTEMI. Das Repositionsergebnis nach Matta war anatomisch in 12, befriedigend in 4 und unzureichend in 4 Fällen. Bei der Nachuntersuchung zeigte sich nach dem Merle d'Aubigné-Postel Score ein gutes Ergebnis in 3, ein mittelmäßiges in 5 und ein schlechtes Ergebnis in 1 Fall. Der Harris Hip Score zeigte ein exzellentes Ergebnis in 3, ein ausreichendes in 1 und ein mangelhaftes in 5 Fällen. Der Mittelwert des EQ-5D-5L Health Index lag bei 0,57 (±0,32). Zu den postoperativen Komplikationen gehörten Nachblutungen in 1, Nervenläsionen in 3, Wundheilungsstörungen in 6, interventionsbedürftiges Hämatom in 1, TVT in 1 und LAE in 1 Fall.

Der beschriebene Zugang erleichtert die Freilegung des inneren Hemipelvis und ermöglicht eine direktere und leichtere Reposition der Fraktur. Eine genaue Kenntnis der anatomischen Region ist notwendig, um die Operation sicher durchzuführen und die gefährdeten neurovaskulären Strukturen zu respektieren.