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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Retrospektive Mortalitätssanalyse geriatrischer unfallchirurgisch-orthopädischer Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Daniel B. Hoffmann - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plast. Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Sebastian Höller - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plast. Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Wolfgang Lehmann - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plast. Chirurgie, Göttingen, Germany
  • Jamina Apel - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plast. Chirurgie, Göttingen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB37-429

doi: 10.3205/22dkou245, urn:nbn:de:0183-22dkou2456

Published: October 25, 2022

© 2022 Hoffmann et al.
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Text

Fragestellung: In der Unfallchirurgie/Orthopädie werden zunehmend ältere Patienten behandelt. Die Versorgung geriatrischer Patienten stellt eine besondere Herausforderung dar. Daten über perioperative Mortalität sind rar. Ziel der vorliegenden retrospektiven Analyse war es, ein besonders kritisches Zeitintervall für Mortalität nach der direkten perioperativen Phase zu eruieren. Weiterhin wurden Todesursache, Vorerkrankungen, Todeszeitpunkt und Vormedikation analysiert.

Methodik: Es wurden in der Klinik eines universitären Maximalversorgers die Daten unfallchirurgisch-orthopädischer Patienten >60 Jahre aus den Jahren 2013-2017 untersucht. Ausgeschlossen wurden Patienten, die innerhalb von 24 h verstarben.

Es wurden Überlebenszeit-Analysen durchgeführt. Diese wurde über ein Cox Proportional Hazard Model (CoxPH) mit den bestimmten Kovariaten modelliert. Weiterhin wurde ein Accelerated-Failure-Time-Modell benutzt, wobei die Fehlerverteilung durch Minimierung des Akaike-Informationskriteriums (AIC) ausgewählt wurde. Hierbei ergab die log-logistische Verteilung das beste AIC. Der Kaplan-Meier-Plot der AFT-Residuen gegen die log-logistische Verteilung bestätigte den Fit des Modells.

Ergebnisse: Eingeschlossen wurden 112 Patienten, die nach einer OP verstarben (Surgery-Gruppe) und 56 Patienten, die bei konservativer Therapie verstarben (No-Surgery-Gruppe). Verglichen wurden die Todesfälle mit Daten von der Kontrollgruppe (Survivors, n=6033).

Patienten der Surgery-Gruppe starben im Durchschnitt 20,2 Tage nach der ersten und 12,3 Tage nach der letzten OP, Durchschnittsalter 80,3 Jahre (SD 8,8).Die Patienten der No-Surgery-Gruppe starben durchschnittlich 11,3 Tage nach Aufnahme, Durchschnittsalter 81,1 Jahre (SD 8,6).

Diagnose bei Aufnahme der „Surgery-Gruppe“ waren zu 38,5% Frakturen der Hüfte und des Beckens, zu 20% Infektionen außer Spondylodiszitis, und in 11% sonstige Frakturen. In der No-Surgery-Gruppe war die Aufnahmediagnose zu 61% „Sonstige Diagnosen"(Rückenschmerz, SHT etc.), zu 14% Frakturen der Hüfte und des Beckens und in 12% Frakturen der Wirbelsäule.

Todesursache war in der Surgery-Gruppe v.a. Herzkreislauferkrankungen (23%) und Sepsis (22%). Bei der No-Surgery-Gruppe war respiratorisches Versagen (31,9%) führend, gefolgt von Sepsis (23,4%) und Herzkreislauferkrankungen (21,3%).

42% der im Verlauf verstorbenen Patienten hatten bei Aufnahme eine therapeutische Antikoagulation. Die Mortalität war an Feiertagen/Wochenenden nicht erhöht.

Für die Gruppe der Survivors bestand eine durchschnittliche Liegezeit von 10 Tagen (SD 11,7).

Schlussfolgerung: Geriatrische Patienten mit Frakturen der Hüfte und des Beckens, Infektionen des Bewegungsapparates sowie einer vorbestehenden therapeutischen Antikoagulation haben ein erhöhtes periopratives Mortalitätsrisiko. In unserer Auswertung befindet sich eine kritische Phase zwischen dem 10. und 22. Tag nach OP.Die Mortalität ist an Feiertagen/Wochenende nicht erhöht.

Generell ist die Liegezeit geriatrischer Patienten deutlich erhöht.