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Patellafraktur – Versorgung im Wandel? Klinisches und funktionelles Outcome nach Plattenosteosynthese von 63 komplexen Patellafrakturen
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Published: | October 25, 2022 |
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Fragestellung: Die Stabilisierung mittels Zuggurtungsosteosynthese stellt auch bei komplexen Patellafrakturen das aktuell am häufigsten angewendeten Verfahren dar.Aufgrund der technisch schwierigen Versorgung und der teilweise schlechten Ergebnisse wurden mittlerweile verschiedene winkelstabile Plattensysteme entwickelt. Studienziel ist die Erfassung des klinischen und funktionellen Outcomes nach Versorgung komplexer Patellafrakturen mittels anatomischer Formplatten.
Methodik: In 6,5 Jahren wurden von 01/2015 bis 06/2021 63 Patienten (42 weiblich, 21 männlich) mit winkelstabilen Patellaplatten versorgt. Der Altersdurchschnitt betrug zum Zeitpunkt des Follow-ups 51 Jahre (17-84, SD 15,5). Die Implantation der winkelstabilen Formplatte Patella Suture Plate der Firma Arthrex® (Naples, USA) erfolgte über einen präpatellaren Zugang. Je nach Frakturform stehen 3 verschiedene Plattendesigns zur Verfügung: Starplate für Mehrfragmentfrakturen (N=18), Arrowplate für Querfrakturen (N=3) und die „Hakenplatte“ für mehrfragmentäre Frakturen mit Polbeteiligung (N=42). Es erfolgte die stufenweise Nachbehandlung unter Flexionsfreigabe in einer Bewegungsorthese mit Vollbelastung in Streckstellung. Mit einem Mindest-Follow-Up von 12 Monaten (mittleres Follow-up nach 29 Mon, 12-62, SD 16) erfolgte die Nachuntersuchung in Bezug auf das funktionelle Outcome (Lysholm Score, WOMAC, Kujala Scale, IKDC, Tegner Score).Zudem wurden Verlaufskomplikationen erfasst sowie Röntgenaufnahmen hinsichtlich Repositionsverlust über die Zeit ausgewertet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Zufriedenheit der Patienten mit dem Ergebnis wurde mittels VAS mit 8,6 bewertet (4-10, SD 1,4). Hinsichtlich der Extension/Flexion konnte ein Bewegungsumfang von 129° (100-150, SD 12,5) verzeichnet werden. Nach der AO-Klassifikation lagen mit 54 C3-Frakturen (86%) überwiegend mehrfragmentäre Frakturformen vor. Im postoperativen Verlauf erfolgte eine Revisionsoperation bei sekundärem Patellapolausriss trotz einliegender Platte. (1,6%) Die radiologischen Verlaufskontrollen zeigten keinen Anhalt einer relevanten posttraumatischen Retropatellararthrose. Bei subjektiv störendem Osteosynthesematerial erfolgte in 17 Fällen eine vollständige Metallentfernung im Verlauf.
Functionelles Outcome: Lysholm Score von 85,7 (100-45, SD 13,2), WOMAC von 4,7 (0-19,5, SD 5,1), Kujala Scale von 86,5 (100-48, SD 10,7), IKDC von 78,4 (100-46,5, SD 13,5), Tegner Score von 5,1 (10-3).
Die Formplatte ermöglicht auch bei komplexen mehrfragmentären Frakturformen eine sichere Fixierung der Frakturfragmente. Trotz der überwiegend mehrfragmentären Frakturen (86% AO C3) zeigte sich nach dem Follow-up keine relevante posttraumatische Retropatellararthrose. Im Vergleich mit Studienergebnissen des Standardverfahrens Zuggurtung, zeigt sich ein verbessertes klinisches und funktionelles Ergebnis und insbesondere eine niedrigere Komplikationsrate. In der eigenen Anwendung ist die Plattenosteosynthese mittlerweile die Standardversorgung für mehrfragmentäre Frakturformen.