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Glenoidaler Knorpel-Knochenverlust bei Schulterinstabilitäten: Der Verlust der glenoidalen Tiefe und der Konkavität sind relevantere Vorhersagewerte als die Defektgröße
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Published: | October 25, 2022 |
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Fragestellung: Rekurrente Schulterinstabilitäten sind mit traumatischem Knorpel-Knochenverlust assoziiert. Die Defektgröße in Abhängigkeit des glenoidalen Diameters wird häufig bestimmt. Die Angaben, ab wann eine chirurgische Stabilisation notwendig ist, divergiert. Das Ziel der Studie war es daher zu untersuchen, ob andere morphologische Parameter des Glenoids eine bessere Vorhersage für eine Schulterinstabilität aufweisen.
Methodik: Die Schulterstabilitäts-Ratio (SSR) wurde am 10 gepaarten humanen Glenoiden in anterior-inferiorer Dislokationsrichtung untersucht. Hierbei wurden zunehmende Knorpel-Knochendefekte in Abhängigkeit des intakten glenoidalen Diameters simuliert (5%, 10%, 15%, 20%). Die Änderung der Tiefe, des Konkavitätsgradienten und des Defektradius als morphologische Parameter des Glenoids wurden mit optischem Motion Tracking gemessen. Basierend auf diesen Parametern wurde die osteochondrale Stabilitätsratio (OSSR) errechnet. Es folge eine Korrelationsanalyse zwischen dem Verlust der SSR und Verlust aller morphologischer Parametern sowie der OSSR.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Der Verlust von SSR, Tiefe, Konkavitätsgradient und OSSR zeigte sich für jede Defektgröße signifikant (p < 0.001). Der Verlust der SSR korrelierte stark mit den Verlusten von Tiefe (PCC = 0.899), Konkavitätsgradient (PCC = 0.918), und OSSR (PCC = 0.949). Im Gegensatz dazu korrelierte die Defektgröße (Defektradius) deutlich schlechter mit der SSR (PCC = 0.687). Kleine Knorpel-Knochendefekte (<= 10%) zeigten einen signifikant (p <= 0.009) größeren biomechanischen Effekt auf die Stabilität von kleinen Glenoiden (< 25 mm) verglichen mit größeren (>25 mm).
Aus biomechanischer Sicht korrelieren die Verluste des Konkavitätsgradienten, der Tiefe und der OSSR besser mit dem Verlust der Schulterstabilität als die Defektgröße. In der klinischen Praxis könnte die Glenoidtiefe einen besonderen Stellenwert bei der Vorhersage der Schulterinstabilität einnehmen, da sie relativ einfach zu bestimmen ist. Die alleinige Defektgröße zur Beurteilung einer Instabilität sollte zukünftig nicht mehr genutzt werden. Kleine Glenoide sind anfälliger gegenüber kleinerem Defekten.