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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Schwerverletzten-Versorgung in Deutschland: Gleichbleibend hohe Behandlungsqualität trotz verlängerter Versorgungszeiten in den ersten zwei Pandemiewellen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Sinan Bakir - Universitätsmedizin Greifswald, BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin, Greifswald, Germany
  • Rolf Lefering - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln, Germany
  • Axel Ekkernkamp - Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB28-1105

doi: 10.3205/22dkou158, urn:nbn:de:0183-22dkou1588

Published: October 25, 2022

© 2022 Bakir et al.
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Fragestellung: Die COVID-19-Pandemie hat die medizinische Versorgung in Deutschland in den letzten 2 Jahren stark beeinflusst. Ziel dieser Untersuchung aus dem TraumaRegister DGU® (TR-DGU) ist zu analysieren, inwieweit sich die Versorgung von Schwerverletzten durch die COVID-19-Pandemie verändert hat, z.B. der Einfluss durch gesteigerte Hygienemaßnahmen auf die Behandlungszeiten, und ob das eine Auswirkung auf die Behandlungsqualität hatte.

Methodik: Es wurden ausschließlich primäre Aufnahmen betrachtet aus Kliniken in Deutschland, die in der COVID-19 Phase (1. Welle Kalenderwoche 10-20, 2. Welle KW 40-52) Patienten im TR-DGU dokumentierten. Dies entsprach n=617 Kliniken. Als Kontrollgruppe wurden dieselben Kliniken in den Jahren 2015-2019 sowie in der 1.-9. Kalenderwoche 2020 betrachtet. Ein weiteres Einschlusskriterium war ein ISS ≥ 16. Wegen der großen Fallzahlen wurde keine formal-statistische Testung durchgeführt. Die Mittelwerte wurde als Median mit Konfidenzintervall angegeben.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Unsere Analysen zeigten eine vergleichbare Patientenpopulation zwischen der COVID- und Kontrollphase mit einem durchschnittlichen Patientenalter von ca. 50 Jahren (insgesamt n=148.993). Es zeigten sich generell längere (präklinische) Versorgungszeiten in der COVID-Phase, beispielsweise vom Unfall bis in die Klinik beim ISS ≥ 16 mit 65min [49-83min] vs. 60min [46-80min] in der Kontrollgruppe. Ebenso zeigte sich die Verweildauer im Schockraum verlängert mit 63min [42-105min] vs. 59min [40-95min]. Die verlängerten Zeiten führen wir am ehesten auf die erweiterten Hygienemaßnahmen zurück. Der Anteil der Patienten, welche auf Intensivstation verlegt wurden, zeigte sich leicht reduziert (86,4% vs. 87,5%). Es zeigten sich keinerlei negative Auswirkungen auf das Outcome. So gab es tendenziell eine geringere Mortalität als prognostiziert in der COVID-Phase und auch die Liegedauer im Krankenhaus war leicht verringert (9d [4-17d] versus 8d [4-16d]), bei gleichbleibender Liegedauer auf ITS sowie gleichbleibender Dauer der Beatmungstherapie.

Insgesamt liegt von n=9603 Fällen aus der COVID-Phase ein COVID-19-Testergebnis vor. Von diesen hatten n=85 einen positiven Befund (0.9%), was der damaligen Studienlage entsprach. Die mediane Verweildauer im Schockraum betrug bei diesen 69min und war somit verlängert im Vergleich zur COVID-Phase insgesamt und auch leicht verlängert im Vergleich mit den Test-negativen (Median 66 Minuten).

Anhand des großen Kollektivs des TR-DGU und der Korrelation mit der Höhe der deutschlandweiten Infektionszahlen konnten wir zeigen, dass bei Schwerverletzten im Rahmen der COVID-19-Pandemie gerade die Präklinik einen größeren zeitlichen Aufwand mit sich bringt. Allerdings waren die Zeiten bloß gering verlängert und ohne Einfluss auf das Outcome, sodass wir behaupten können, dass die hohe Qualität der Schwerverletztenversorgung in Deutschland aufrechterhalten werden konnte.