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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Wieviel Spezialisierung ist möglich? Eine ökonomische Analyse der Tumorprothese im Revisionsfall

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Katharina Awwad - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Carsten Gebert - Sektion für Tumororthopädie und Revisionsendoprothetik, Orthopädische Klinik Volmarstein, Wetter, Germany
  • Marcel Dudda - Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Jendrik Hardes - Klinik für Tumororthopädie und Sarkomchirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Arne Streitbürger - Klinik für Tumororthopädie und Sarkomchirurgie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Germany
  • Martin Weßling - Sektion für Tumororthopädie und Revisionsendoprothetik, Orthopädische Klinik Volmarstein, Wetter, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB26-251

doi: 10.3205/22dkou141, urn:nbn:de:0183-22dkou1417

Published: October 25, 2022

© 2022 Awwad et al.
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Fragestellung: Die moderne Revisionsendoprothetik kann auch bei komplexen Eingriffen durch die Verwendung von Tumorprothesen eine gute Behandlungsqualität liefern. In der Tumororthopädie wird hier i. d. R. die I95A mit einem Relativgewicht von 4,906 (2021) angesteuert. Für die Revisionsorthopädie wird im Gegensatz dazu eine Mischkalkulation angenommen, die über krankenhausindividuelle Zusatzentgelte gesteuert werden soll. Aufgrund des hohen fachlichen und operativen Anspruchs häufen sich solche Operationen überwiegend in spezialisierten Abteilungen und können unter Umständen zu einem wirtschaftlichen Risiko werden.

Für den Einsatz von Tumorprothesen im Revisionsfall wurde eine Kosten-Erlös-Analyse durchgeführt. Es soll die Frage beantwortet werden: Sind diese Leistungen adäquat im aG-DRG-System abgebildet?

Methodik: In diese retrospektive Studie wurden alle Fälle (n=117 von 2018 bis 2020), bei denen im Revisionsfall eine Tumorprothese zur Defektrekonstruktion nach Hüft-/Knieprothese genutzt wurde, eingeschlossen.

Berücksichtigt wurden relevante fallbezogene Kostentreiber der aG-DRG-Matrix (OP-Bereich, Personalkosten, Implantatkosten). Durch Relation der klinikinternen Kosten mit der jeweiligen angesteuerten aG-DRG Matrix wurde der Deckungsbeitrag der Kostenblöcke sowie die hieraus resultierenden Gesamtkosten ermittelt. Die Berechnung der Ist-Kosten erfolgte entsprechend der Vorgaben des vom Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) herausgegebenen Handbuches.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Ergebnis kamen 18 verschiedene DRGs 2021 zur Abrechnung und damit zu einer völlig heterogenen Erlössituation bei hohem patientenbezogenen Gesamtschweregrad (PCCL) von 70%≥4 (vgl. Tabelle 1 [Tab. 1]). Gegenüber der InEK-Kalkulation kam es zu einer Unterdeckung von 20% (vgl. Tabelle 2 [Tab. 2]). Der Kostenblock des ärztlichen Dienstes zeigt hier eine Unterdeckung sowohl im Bereich OP als auch Normalstation. Die Implantatkosten sollten größtenteils über Zusatzentgelte kompensiert werden. Dennoch liegt auch hier mit „Hinweis auf eine Mischkalkulation“ klinikspezifisch eine Unterdeckung von 19% vor.

Trotz der Heterogenität der erzielten DRG's sollte durch die große Anzahl an untersuchten Fällen eine realistische Abbildung der Erlössituation möglich sein. Die Annahme, dass spezialisierte Medizin einen hohen Personalkostenbedarf hat, lässt sich anhand der vorliegenden Daten bestätigen. Die Prozessoptimierung durch die Spezialisierung scheint die höheren Kosten nicht refinanzieren zu können.

Eine Einsparung in den anderen Kostenblöcken der InEK-Matrix ist bei einem so komplexen Patientenklientel wahrscheinlich nicht möglich. Dies unterstreicht noch einmal deutlich, dass die Kalkulation der krankenhausindividuellen Zusatzentgelte nicht nur die reinen Sachkosten beinhalten darf, sondern auch die höheren Personalkosten (erhöhter Planungsaufwand, QS-Konferenzen, OP-Zeit etc.), um die spezialisierten Leistungen sachgerecht abzubilden.