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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2022)

25. - 28.10.2022, Berlin

Die Inter- und Intrarater-Reliabilität der AO Trauma- und 10-Segmentklassifikation der Tibiakopffrakturen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sebastian Scheidt - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Aysenur Demir - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Christoph Endler - Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Bonn, Germany
  • Sophie Schnell - Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • Jessica Bojko - Uniklinik Bonn Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Davide Cucchi - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Kristian Welle - Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Germany
  • Christof Burger - Klinik für Orthopädie & Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Bonn, Unfall-, Hand- und Plastisch-Rekonstruktive Chirurgie, Bonn, Germany
  • Robert Ossendorff - Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Uniklinik Bonn, Bonn, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2022). Berlin, 25.-28.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocAB24-1360

doi: 10.3205/22dkou120, urn:nbn:de:0183-22dkou1204

Published: October 25, 2022

© 2022 Scheidt et al.
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Text

Fragestellung: Tibiakopffrakturen zählen mit 1-2 % aller Frakturen zwar zu den selteneren Behandlungsentitäten, gehören aber auf Grund ihrer Lagebeziehung zum Kniegelenk zu den anspruchsvollsten Verletzungen. Einteilungen nach der AO- oder der 10-Segment-Klassikation (10SK) helfen bei der Einschätzung und sollen dem Operateur bei der Versorgungswahl helfen. In wie weit Unfallmechanismus und individuelle Patientencharakteristika Einfluss auf Art und Ausprägung der Verletzung nehmen wird in dieser Studie untersucht.

Methodik: Im Rahmen einer retrospektiven Analyse von 248 Patienten konnte eine Studienkohorte (n=130) von 61 Frauen und 69 Männern analysiert werden. Das mediane Alter lag bei 51,2 Jahren (± 18,45), die Größe bei 170,0 cm (± 30,87) und das Gewicht bei 82,25 kg (± 23,45; BMI 26,5 ± 5,97). Im Rahmen der Gesamtanalyse dieser Verletzungsdaten, die in ihrer Gesamtheit keinen Einfluss in diese Studiendarstellung finden, erfolgte unter anderem eine Einteilung der Frakturen nach AO Trauma und der 10 Segmentklassifikation. In diesem Zusammenhang wurde eine Subkohorte von 50 Fällen auf die Intra- und Interrater-Reliabilität der Klassifikationen von sieben unabhängigen Untersuchern - PJ-Studierenden, Assistentsärzten, Oberarzt f. O&U, Facharzt f. Radiologie - hin analysiert. Die statistischen Analysen erfolgten mittels Shapiro-Wilk-, x2-, Mann-Whitney-U Test, sowie Spearmans Rangkorrelation und Fleiss' Kappa und legten ein allgemeines Signifikanzniveau von 0,05 zugrunde.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei 72 niedrig- und 58 Hochrasanzunfällen lagen 86 Monotraumata und 44 Verletzungen im Rahmen einer Polytraumatisierung vor. Die Verletzungsschwere nach AO korrelierte mit der Anzahl der beteiligten Tibiakopfsegmente (p=<0.001; r=0,38) und hochenergetische Unfälle hängen mit einer lateralen Segmentbeteiligung (in der SK) zusammen (0,048, r=0,15).

Die erfahreneren Untersucher zeigten ein signifikant besseres Gesamtübereinstimmen in der Bewertung, sowohl für die AO als auch die 10SK Klassifikation. In der Stufe der Assistenzärzte zeigte sich eine breitere Streuung der Frakturzuteilung und eine nur moderate Korrelation für die 10SK, wohingegen die AO-Klassifikation mittlere bis gute Übereinstimmungen zeigte. Eine kürzere Ausbildungsdauer zeigte eine statistisch signifikante Reduktion der Übereinstimmungen in der Frakturbewertung und Anwendung beider Klassifikationen, führend bei der 10SK.

Die 10SK zeigte sich unserer Untersuchung nach als eine sehr detaillierte Klassifikation, die einer längeren Ausbildungsdauer und klinischer Einschätzungsfähigkeit bedarf, um regelhaft übereinstimmende Ergebnisse zu erzielen. Im Gegensatz dazu zeigt sich die AO Trauma Klassifikation in ihrer Anwendung leichter und niederschwelliger und produziert auch Berufseinsteigern- und Anfängern reproduzierbar gute Ergebnisse.