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Sexuelle Gesundheit und Lebensqualität bei Patienten nach internen Hemipelvektomien
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Published: | October 25, 2022 |
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Fragestellung: Interne Hemipelvektomien (IH) sind komplexe operative Eingriffe, welche vor allem bei Patienten mit (malignen) muskuloskelettalen Tumorerkrankungen durchgeführt werden. Funktionelle, soziale und psychische Folgen einer solchen Operation sind meist permanent vorhanden. Es gibt keine Daten über die postoperative sexuelle Gesundheit nach IH. Ziel der Studie war deshalb sexuelle Outcome-Parameter und die Lebensqualität (LQ) zu erheben und eine Korrelation zu untersuchen
Methodik: Die retrospektive Kohortenstudie umfasst 35 Patienten (17 Männer, 18 Frauen; mittleres Follow-Up: 11,8 Jahre), bei denen zwischen 1995 und 2019 aufgrund eines muskuloskelettalen Tumors (32 Maligne (14 Chondrosarkome, 8 Ewing-Sarkome, 4 Metastasen, 2 Osteosarkome, 4 Andere), 3 Benigne) eine IH durchgeführt wurde (mittleres OP-Alter: 37,3 Jahre). Über den „EORTC Quality of Life Sexual Health Questionnaire“ wurden 4 funktionelle Outcome-Parameter (Wichtigkeit sexueller Aktivität (ISXA), sexuelle Zufriedenheit (SXSAT), therapiebedingte Einschränkungen (TX), Gefühl der Männlichkeit/Weiblichkeit (MA/FE) und 2 symptomatische Outcome-Parameter (Schmerzen bei sexuellen Tätigkeiten (SXP), sexuelle Einschränkung durch Fatigue-Symptomatik (FA) erhoben. Die funktionelle (VR-12-PCS) und mentale (VR-12-MCS) LQ wurde erhoben und mittels Spearman-Korrelation mit der Sexualität verglichen. Ein Einfluss des Tumorgradings und des R-Status auf die Sexualität wurde mittels Mann-Whitney-U-Test ausgewertet.
Ergebnisse: Die Wichtigkeit sexueller Aktivität, die sexuelle Zufriedenheit und die therapiebedingten sexuellen Einschränkungen lagen im mittleren Bereich (mittlerer ISXA: 55,6% ± 32%; mittlerer SXSAT: 59,5% ± 29%; mittlerer TX: 54,0% ± 38%) und das Gefühl der Männlichkeit/Weiblichkeit lag im oberen Bereich (MA/FE: 70,4% ± 34%). Schmerzen bei sexuellen Tätigkeiten wurde selten empfunden (mittlerer SXP: 17,2% ± 24,2%) und eine Fatigue-Symptomatik führte gelegentlich zu sexuellen Einschränkungen (mittlerer FA: 29,9% ± 33%). Die funktionelle und mentale LQ (mittlerer VR-12-PCS: 38,8 ± 12, mittlerer VR-12-MCS: 50,4 ± 11,5) zeigten zum funktionellen sexuellen Outcome (ISXA, SXSAT, TX, MA/FE) eine signifikant positive und zum symptomatischen sexuellen Outcome (SXP, FA) eine signifikant negative Korrelation. Männer zeigten eine signifikant höhere Wichtigkeit sexueller Aktivität, sexueller Zufriedenheit und Gefühl der Männlichkeit/Weiblichkeit als Frauen (ISXA: 76,2% vs. 37,5%, p=0,001; SXSAT: 72,9% vs. 46,1%, p=0,009; MA/FE: 90,5% vs. 48,7%, p=0,002). Das Tumorgrading (Benigne/G1: 6 vs. G2/G3: 24) und der R-Status (R0: 24 vs. R1/R2/Rx: 11) hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Sexualität.
Schlussfolgerung: Auch nach erfolgter interner Hemipelvektomie ist die sexuellen Gesundheitsubjektiv wichtig und beeinflusst unmittelbar die postoperative Lebensqualität. Im Rahmen der ganzheitlichen interdisziplinären Therapie sollte dies beachtet werden.