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Minimalinvasiver dorsaler Zugang für gering dislozierte Azetabulumfrakturen
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Published: | October 25, 2022 |
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Fragestellung: Frakturen des Azetabulums mit Beteiligung des dorsalen Pfeilers und der dorsalen Wand werden häufig über den Kocher-Langenbeck-Zugang versorgt. Bei guter Exposition des Operationsfeldes bedeutet dieser Zugang oft eine erhebliche Morbidität mit ebenfalls hoher Exponiertheit der Weichteile, hohem Blutverlust, einer langen OP-Zeit, einer potentiellen Insuffizienz der kleinen Rotatoren und Wundheilungsstörungen.
Ziel dieser Untersuchung war die anatomische Untersuchung und Entwicklung eines minimalinvasiven Zuganges zum dorsalen Azetabulum sowie ihre klinische Praktikabilität.
Methodik: An fünf Kadavern wurden die anatomischen Lagebeziehungen der Weichteile zum dorsalen Azetabulum untersucht und ein minimalinvasiver Zugang entwickelt. Mit dem Ziel einer hinreichenden Darstellung der knöchernen Situation bei gering oder moderat dislozierten Frakturen des hinteren Pfeilers oder der hinteren Wand in Verbindung mit einer geringeren Weichteilexposition und -destruktion wurde der optimale Schnitt- und Präparationsablauf untersucht.
Nach einer schrittweisen Umsetzung der Ergebnisse in die unfallchirurgischen Regelversorgung wurden die Größe des Hautschnittes, Durchtrennung der kleinen Hüftrotatoren, Blutverlust, Dauer der Operation und postoperatives Ergebnis mit Reposition der Fraktur sowie Wundheilungsstörung untersucht. Zum Vergleich wurden die jeweils ersten 10 dorsalen Zugänge zum Azetabulum der Jahre 2017 und 2021 untersucht.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Kadaverteil der Studie wurde ein minimalinvasiver Zugang zum dorsalen Azetabulum entwickelt mit einem Hautschnitt über dem Hüftkopf von 5-7cm. Neben einer stumpfen Durchtrennung eines Gluteusanteils verzichtet der Zugang auf eine Durchtrennung der kleinen Hüftrotatoren. Die Darstellung und Reposition der Fraktur erfolgt nach Separierung der Operationsfenster, über die auch eine Plattenosteosynthese erfolgt.
Im Vergleich der Gruppen mit klassischen Zugang vs. minimalinvasem Zugang fanden sich bis auf die Größe des Hautschnittes keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der übrigen untersuchten Parameter. Es zeigte sich jedoch eine klare Tendenz bei Blutverlust und OP-Dauer mit geringen Werten in der minimalinvasiven Gruppe. Beim klassischen Zugang wurde eine Wundheilungsstörung und ein Hämatomentlastung registriert, bei der minimalinvasiven Gruppe eine Ischiadicusaffektion mit Dysästesie für 2 Wochen. Hinsichtlich des Repositionsergebnisses fanden sich weder signifikante noch tendenzielle Unterschiede. Auffällig war jedoch eine deutliche Lernkurve hinsichtlich der übrigen untersuchten Parameter.
Diese Untersuchung zeigt die Möglichkeiten minimalinvasiver Zugänge zum dorsalen Azetabulum auf anatomischer Grundlage auf. Weitere Untersuchungen mit größerer Fallzahl sind notwendig für eine Evaluation dieses neuen OP-Zuganges.