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Der Einfluss von kinematischem vs. mechanischem Alignment bei der Knie-TEP-Implantation in Bezug auf das Patellofemoralgelenk
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Published: | October 25, 2022 |
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Fragestellung: Der vordere Knieschmerz ist einer der häufigsten Komplikationen nach endoprothetischer Versorgung des Kniegelenks mit einer Häufigkeitsangabe in der Literatur von bis zu 30%, wobei diese oft durch mechanische Ursachen hervorgerufen werden.
Die Prothesenpositionierung im Sinne eines kinematischen Alignments (KA) konnte im Rahmen von klinischen Studien insgesamt bereits eine sehr gute Patientenzufriedenheit im Vergleich zum etablierten mechanischen Alignment (MA) zeigen. Jedoch fehlen bisher geeignete in vitro Studien, die einen potentiellen Einfluss des KA auf die Kniegelenkskinematik und insbesondere die Druck- und Kontaktverhältnisse im Patellofemoralgelenk untersuchen.
Methodik: Am Kniegelenkskinemator wurden acht humane (fresh frozen) Kniegelenkspräparate während einer aktiven muskelgesteuerten Kniebeuge im Rahmen einer Flexion von 30 - 130° getestet. Nach Messung des nativen Kniegelenks wurde eine Knie-Totalendoprothese (K-TEP) (MS Inlay, GMK Sphere, Medacta International, Castel San Pietro, Schweiz) zunächst mit kinematischer und anschließend mit mechanischer Ausrichtung jeweils im gleichen Humanpräparat implantiert und untersucht. Die patellofemorale Kinematik wurde mittels eines optischen Messsystems (ARAMIS 3D Kamera 2.3M, GOM GmbH, Braunschweig, Deutschland) und die patellofemoralen Druckverhältnisse mit einer Druckmessfolie aufgezeichnet.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Nach K-TEP-Implantation kam die patellofemorale Kontaktfläche im Vergleich zur nativen Situation signifikant reduziert zur Darstellung. Der Spitzendruck zeigte sich hierbei jedoch nur minimal erhöht. Einen deutlichen Unterschied zwischen nativer Kniegelenkssituation und K-TEP-Versorgung konnten wir in Bezug auf die benötigte Quadrizepskraft sehen. Diese zeigte sich vor allem ab einer Flexion von 80° insbesondere nach KA deutlich reduziert. Des Weiteren erfolgte nach K-TEP-Implantation (KA und MA) eine relevante Medialisierung der Patella bis 60/70° Flexion mit anschließender erneuter Lateralisierung, wobei die Patella durchgehend medialer positioniert war als in der nativen Kniegelenkssituation.
Die Art der Prothesenausrichtung (kinematisch vs. mechanisch) hat keinen relevanten Einfluss auf die patellofemorale Kniegelenkskinematik und die patellofemoralen Druckverhältnisse. Vielmehr scheint die patellofemorale Kinematik und hiermit mögliche mechanische Ursachen des vorderen Knieschmerzes nach K-TEP-Versorgung u.a. durch das Prothesendesign bedingt zu sein.