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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Anatomische Unterschiede bei Patienten mit lumbosakralen Übergangswirbeln mit Implikationen für die chirurgische lumbale intersomatische Fusion L4/5

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Luis Alexander Becker - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Centrum für Musculoskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Dominik Adl-Amini - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Centrum für Musculoskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Katharina Ziegeler - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Radiologie, Berlin, Germany
  • Torsten Diekhoff - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Radiologie, Berlin, Germany
  • Matthias Pumberger - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Centrum für Musculoskeletale Chirurgie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB95-747

doi: 10.3205/21dkou693, urn:nbn:de:0183-21dkou6936

Published: October 26, 2021

© 2021 Becker et al.
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Text

Fragestellung: Lumbo-sakrale Übergangswirbel (LSTV) sind mit einer Prävalenz von 4-36% eine der häufigsten kongenitalen Variationen der Wirbelsäule. Mit der Veränderung der knöchernen Anatomie geht auch eine Veränderung der Weichteilanatomie einher. Dies kann einen signifikanten Einfluss auf chirurgische Eingriffe an der Wirbelsäule haben. Ziel unserer retrospektiven Studie war es, die Auswirkungen von LSTV sowie der Anzahl der freien Lendenwirbel auf die Durchführbarkeit einer anterioren (ALIF), obliquen (OLIF) oder lateralen lumbalen intersomatischen Fusion (XLIF) auf der Höhe L4/5 zu ermitteln.

Methodik: Wir untersuchten die Schnittbildgebung mittels Computertomographie von 819 Patienten. Von diesen hatten 53 LSTV, 11 hatten sechs freie Lendenwirbel (6LV) und 9 hatten vier freie Lendenwirbel (4LV). Wir verglichen sie mit einer nach Alter und Geschlecht gematchten Kontrollgruppe. Wir untersuchten die Höhe der Cristae iliacae, der Aorten- und der Vena-cava-Bifurkation gegen die Höhe des Mittelpunktes des ventralen Randes des Bandscheibenfaches L4/5. Ebenso untersuchten wir die Distanz der Venae iliacae communes sowie den Muskelquerschnitt des Muskulus psoas auf Höhe des Referenzpunktes L4/5.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Patienten mit LSTV hatten eine signifikant höher stehende Crista iliaca (Wilcoxon p=0,002, LSTV Median=0,38 cm Interquartilrange=(±2,29 cm), Kontrolle -1,00 cm (±1,52 cm), eine höher liegende Vena cava bifurcation (p=0,001, LSTV 0,28 cm (±3,02 cm), Kontrolle -1,13 cm (±1,91 cm)) einhergehend mit einem größeren Abstand zwischen den Venae iliacae communes (p<0,001, LSTV 0,78 cm (±1,16 cm), Kontrolle 0,13 cm (±0,41 cm)) sowie einen reduzierten Querschnitt des Musculus psoas im Vergleich zur Kontrollgruppe auf Höhe L4/5 (p=0,004, LSTV 10,84 cm² (±7,56 cm²), Kontrolle 11,89 cm² (±7,36 cm²)). Im Gegensatz dazu hatten Patienten mit 6LV eine signifikant niedriger stehende Crista iliaca (p=0,013, LSTV -3,10 (±1,87 cm), Kontrolle -0,76 (±0,88 cm)) und eine signifikant tiefere Aortenbifurkation (p=0,033, LSTV -0,17 cm (±1,38 cm), Kontrolle 2,08 cm (±2,94 cm)), keine Veränderungen der Vena-cava-Bifurkation und keinen vergrößerten Abstand zwischen den Venae iliacae communes im Vergleich zur Kontrollgruppe.

Bei Patienten mit LSTV und fünf bzw. vier freien Lendenwirbeln ist somit die Durchführung einer XLIF auf Höhe L4/5 durch eine höher sitzende Crista iliaca sowie eine Reduktion des Querschnittes des Musculus psoas erschwert. Wohingegen eine geringere Mobilisierung und Retraktion der iliakalen Venen das Risiko einer Gefäßverletzung während der Implantateinbringung auf Höhe L4/5 durch eine ALIF und OLIF verringern kann. Bei Patienten mit 6LV stellt die tiefer sitzende Crista iliaca kein Hindernis für den Zugang bei einer XLIF dar. Dagegen ist aufgrund der tiefer sitzenden Aortenbifurkation eine vermehrte Gefäßretraktion erforderlich und damit ein höheres Risiko für Gefäßverletzungen möglich.