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Biomechanische Untersuchung der Osteosynthesestabilität: langer vs. kurzer proximaler Femurnagel bei osteoporotischen proximalen A3-Femurfrakturen
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Published: | October 26, 2021 |
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Fragestellung: Durch den demographischen Wandel hin zur älteren Gesellschaft nehmen die osteoporosebedingten proximalen Femurfrakturen stetig zu. Intramedulläre Marknagelosteosynthesen, wie der proximale Femurnagel Antirotation (PFNA), stehen in unterschiedlichen Längen zur Verfügung, bei denen sich das Anwendungsgebiet überschneidet. In der Literatur wird die notwendige Marknagellänge bei subtrochantären Femurfrakturen (AO 31-A3) kontrovers diskutiert und ein biomechanischer Vergleich existiert nicht.
Ziel dieser Studie war die Untersuchung, ob subtrochantäre Frakturen auch mittels Versorgung eines kurzen Femurmarkagels stabil osteosynthetisch versorgt werden können.
Methodik: Ein kurzer PFNA (L = 240 mm, D = 10 mm) und ein langer PFNA (Länge: 320 mm, D = 10 mm) (DePuy Synthes Inc.) wurde in jeweils sieben Kunstknochen (Sawbones Europe AB) und sieben osteoporotische Humanpräparate implantiert. In die Präparate wurde eine unter 50° verlaufende, umgekehrt schräge (reverse oblique) AO 31-A3 Fraktur mit einem lateralen Frakturausläufer 2 cm proximal der distalen Verriegelungsschraube (kurzer PFNA) standardisiert erzeugt und diese in einer 6° Valgusposition eingebettet. Der simulierte Tractus iliotibialis wurde bis zu einer wirkenden Vorspannung im Gelenkspalt von 50 N vorgespannt. Anschließend erfolgte die Krafteinleitung mit 10 mm/min bis zu einer Kraft von 200 N, 400 N, 600 N und 800 N (Kunstknochen) sowie 200 N und 400 N (Humanpräparate). Es wurde die Dislokation des Frakturspaltes, die axiale Knochensteifigkeit und der Kraftverlauf des Tractus iliotibialis gemessen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Dislokation des Frakturspalts ergab im Kunstknochen keinen signifikanten Unterschied bei einer Versorgung mit einem kurzen PFNA gegenüber einem langen PFNA. Die Ergebnisse im Humanpräparat zeigten hingegen mit einem langen PFNA eine signifikant niedrigere Dislokation bei 200 N (p = 0,01) und 400 N (p = 0,01). Die axiale Knochensteifigkeit des Kunstknochens mit einem kurzen PFNA war signifikant höher bei Prüfkräften von 600 N (p = 0,004) und 800 N (p = 0,008) als mit einem langen PFNA. Bei den Humanpräparaten konnte kein signifikanter Unterschied der Knochensteifigkeit zwischen den beiden Marknagelosteosynthesen festgestellt werden. Die wirkende Kraft des Tractus iliotibialis im Kunstknochen als auch im Humanpräparat zeigte keine signifikante Änderung zwischen langem und kurzem PFNA. Lediglich am Kunstknochen wurde bei 600 N eine Signifikanz in der Tractus iliotibialis Kraft festgestellt (p = 0,02).
Zusammenfassend zeigten die Humanpräparate eine niedrigere Dislokation des Frakturspalts nach Verwendung eines langen PFNA, obwohl kein weiterer Parameter einen signifikanten Unterschied beim Vergleich der Osteosynthesestabilität eines langen vs. kurzen PFNAs aufwies.
Da die Implantation eines kurzen Femurnagels mit einem signifikant geringerem Operationstrauma, Operationszeit und Blutverlust einhergeht, sollte bei vulnerablen Patienten bei proximalen A3-Femurfrakturen eine Verwendung des kurzen PFNA erwägt werden.