gms | German Medical Science

German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Follow-Up Ultraschall zeigt keinen zusätzlichen Nutzen bei polytraumatisierten Patienten ohne abdominelle Verletzung in der Ganzkörper-CT

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Rafael Dolabella Portella - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Radiologie, Berlin, Germany
  • Frank Graef - Charité Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Thula Walter-Rittel - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Radiologie, Berlin, Germany
  • Sven Märdian - Charité Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin, Germany
  • Bernd Hamm - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Radiologie, Berlin, Germany
  • Alexander D. J. Baur - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Radiologie, Berlin, Germany
  • Markus H. Lerchbaumer - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Radiologie, Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB92-236

doi: 10.3205/21dkou652, urn:nbn:de:0183-21dkou6527

Published: October 26, 2021

© 2021 Dolabella Portella et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Fragestellung: In vielen Traumazentren in Deutschland ist im Rahmen der Schwerverletztenversorgung eine Kontroll-Ultraschalluntersuchung (US) mittels FAST-Protokoll (Focused Assessment with Sonography for Trauma) im Intervall nach Ganzkörper-Computertomographie (GK-CT) gemäß Polytraumaprotokoll standardmäßig etabliert; auch bei Patienten ohne nachweisbare abdominelle Traumafolge.

Ziel dieser retrospektiven Studie war es zu untersuchen, ob und wie häufig eine US-Kontrolle nach 6 Stunden bei Patienten ohne nachweisbare abdominelle Traumafolge in der GK-CT abdominelle Verletzungen detektiert und ob und wie häufig dies zu einer Intervention (operativ/interventionell) führt.

Methodik: Alle im Zeitraum Juli 2017 - Dezember 2019 bei Verdacht auf Polytrauma in die Rettungsstelle eines überregionalen Traumazentrums eingelieferten, volljährigen Patienten (n=2.055) wurden hinsichtlich der Einschlusskriterien für diese retrospektive Studie überprüft. Es wurden Patienten eingeschlossen, die im Rahmen der Diagnostik ein zeitnahes GK-CT nach dezidiertem Polytraumaprotokoll erhielten und dabei keine abdominellen Traumafolgen zeigten, eine US-Kontrolle innerhalb von 4 - 12 Stunden nach GK-CT sowie eine stationäre Beobachtung von mindestens 48 Stunden durchliefen (n = 1.024). Erfasst wurden demografische Daten, Traumamechanismus, CT- und Kontroll-US-Befunde sowie Diagnosen bei Entlassung, Injury-Severity-Score (ISS) sowie im stationären Verlauf durchgeführte Operationen/Interventionen.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von 1.024 Patienten zeigten 6 Patienten (0,6%) einen neuen und potentiell traumaassoziierten Befund im Kontroll-US (n=3 abdominelle freie Flüssigkeit, n=3 retroperitoneale Flüssigkeit oder Hämatom). Keiner dieser Patienten verstarb oder musste aufgrund von abdominellen Traumafolgen operiert bzw. einer minimalinvasiven Intervention zugeführt werden. Eine zusätzliche Bildgebung des Abdomens aufgrund klinischer Indikation erfolgte bei 39 Patienten (US [n=38], US + Kontrastmittel-CT [n=1] mit Detektion einer Blutung aus der Femoralarterie). Insgesamt verstarben 14 Patienten (1,4%), die Todesursachen waren intrakranielle Traumafolge (n=11), Sepsis (n=2) und Acute Respiratory Distress Syndrom (n=1).

In dieser großen Studienpopulation wurde bei polytraumatisierten Patienten ohne abdominelle Traumafolgen in der initialen GK-CT im Kontroll-US im Intervall keine neue behandlungsbedürftige Verletzung des Abdomens detektiert. Diese Studie bestärkt die Empfehlung der europäischen Leitlinie zum Management von schweren Blutungen und Trauma, dass ein Kontroll-US nur bei klinischem und/oder laborchemischem Verdacht auf eine abdominelle Verletzung bzw. neu aufgetretene Blutung sinnvoll ist.