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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Urogenitale Verletzungen bei polytraumatisierten Patienten mit Becken- und Wirbelsäulenverletzungen – Gibt es positiv prädiktive Faktoren?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Olivia Mair - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar München, Technische Universität München, München, Germany
  • Maren Himmler - Klinik für Urologie und Urochirurgie, Universitätsklinikum Mannheim, Mannheim, Germany
  • Peter Biberthaler - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinikum rechts der Isar München, Technische Universität München, München, Germany
  • Marc Hanschen - Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Klinkium rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB92-302

doi: 10.3205/21dkou650, urn:nbn:de:0183-21dkou6509

Published: October 26, 2021

© 2021 Mair et al.
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Text

Fragestellung: Im Rahmen von Polytraumen treten urogenitale Verletzungen laut Literatur in ca. 5-10% der Fälle auf. Eine genauere Untersuchung der Korrelation von Verletzungen des gesamten Urogenitaltrakts mit Becken- und Wirbelsäulenverletzungen, dem Traumamechanismus und der -folgen fehlt jedoch in der Literatur. Ziel ist es anhand dieser Analyse Hilfestellungen für das präklinische und klinische Management zu erarbeiten.

Methodik: Alle schwerstverletzten Patienten mit einem ISS≥16, die in den Jahren 2016 - 2020 in einem überregionalen Traumazentrum vorstellig wurden und hierbei entweder Verletzungen der Brust- bzw. Lendenwirbelsäule und/ oder des Beckens aufwiesen, wurden retrospektiv erfasst. Neben den Traumafolgen wurden neben demographischen Daten auch Daten zum Traumamechanismus, Operationen und Länge des stationären bzw. intensivmedizinischen Aufenthalts in Anlehnung an den Erfassungsbogen des Traumaregisters der DGU erfasst. Zudem wurden bei allen Patienten laborchemische Werte zur Nierenfunktion sowie urologische Interventionen und Operationen dokumentiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: 215 Patienten mit einem mittleren ISS von 33 (Range: 17-75) konnten identifiziert werden. Urogenitale Verletzungen wiesen hiervon 31 (14,4%) Patienten auf, wovon 28 Patienten (90%) männlich waren. Der mittlere AIS der urogenitalen Verletzungen lag bei 2,26 (Range: 1-5). Bei 7 Patienten wurden urologische Operationen notwendig, die restlichen Verletzungen konnten konservativ therapiert werden. Es fiel auf, dass eine Korrelation zwischen der Schwere der Beckenverletzung und dem Auftreten einer urogenitalen Verletzung vorlag (p<0,05). Eine direkte Korrelation zu Wirbelsäulenverletzungen besteht allerdings nicht.

Zudem traten im Rahmen bei Verkehrsunfällen bei Motorradunfällen signifikant häufiger urogenitale Verletzungen auf (p<0,02). Zudem waren 90% der Patienten mit urogenitalen Verletzungen männlich. Nebenbefundlich konnte festgestellt werden, dass der Kreatinin-Wert bei Patienten mit urogenitalen Verletzungen signifikant höher ist, wohingegen Harnstoff und GFR nicht signifikant differieren. Auf die insgesamt notwendige Anzahl an Operationen und die Dauer des (intensiv-)stationären Aufenthalts hat das Vorliegen urogenitaler Verletzungen keinen Einfluss.

Urogenitale Verletzungen stellen in der Polytraumaversorgung womöglich ein noch relevanteres Problem dar als bisher bekannt. Es hat sich gezeigt, dass besonders männliche Patienten nach Motorradunfällen mit hochgradigen Beckenverletzungen am häufigsten von diesen urogenitalen Verletzungen betroffen sind. Dies sollte schon dem Notarzt präklinisch bewusst sein, um bei diesem Patientengut die geeignete Klinik entsprechend auswählen zu können. Zudem empfiehlt es sich bereits im obligatorischen Polytrauma-Spiral-CT immer eine zusätzliche urographische Phase mit retrograder Blasenfüllung zu ergänzen um eine Zeitverzögerung in Diagnostik und Therapie zu vermeiden.