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Evaluation des Akut-Phase-Parameters Interleukin-6 als Prädiktor der Verletzungsschwere bei Schockraumpatienten, die ausschließlich über ein B-Kriterium nach S3-Leitlinie aufgenommen wurden
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Published: | October 26, 2021 |
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Fragestellung: In den letzten zehn Jahren ist die deutschlandweite Zahl der Schockraumalarmierungen kontinuierlich gestiegen - bei deutlicher Reduktion der Verletzungsschwere (ISS) und einer Steigerung der Patienten ohne relevantes Trauma (MAIS 1). Dies ist wesentlich bedingt durch die Einführung der S3-Leitlinie Polytrauma und stellt ein zunehmendes Versorgungs- und Ressourcenproblem dar. Die Leitlinie nennt Kriterien, aufgrund derer das Schockraumteam aktiviert werden "soll" (Grade of Recommendation (GoR) A-Kriterien) und "sollte" (Grade of Recommendation B-Kriterien), wobei sich die GoR-A Kriterien sich direkt auf die Verletzung beziehen, während die B-Kriterien ausschließlich den Unfallmechanismus als rechtfertigende Indikation für die Aktivierung des Schockraumteams hernehmen. Insbesondere durch die strenge Anwendung der B-Kriterien ist die genannte Entwicklung der Schockraumzahlen zu erklären.
Nach Schockraumaufnahme müssen zeitkritisch operations- und intensivpflichtige Patienten identifiziert, aber auch die Patienten erkannt werden, die keine wesentlichen Verletzungsfolgen aufweisen. Der Inflammationsparameter Interleukin-6 wurde bisher noch nicht hinsichtlich seiner Aussagekraft bei Patienten mit ausschließlich vorliegenden "B-Kriterien" als Vorhersagewert für die Verletzungsschwere evaluiert.
Methodik: 50 erwachsene Patienten, die aufgrund mindestens eines B-Kriteriums - ohne A-Kriterium - in den Schockraum aufgenommen wurden und die nach vollständiger Diagnostik einen ISS≤16 hatten wurden eingeschlossen. Laborchemische Diagnostik bei Aufnahme und nach 1, 6, 12 und 24 h (Blutbild, klinische Chemie, IL-6, Base Excess, Fibrinogen, CRP und Hb). Korrelationsanalyse (Spearman-Rho) mit der Verletzungsschwere (ISS). p-Werte≤0,05 sind signifikant.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die IL-6 Werte erreichten zu allen Zeitpunkten maximal 465 pg/ml. Der Wert korreliert besonders in der Frühphase mit dem ISS (Zeitpunkt 0: r² = 0,55 p < 0,01; Zeitpunkt 1h: r² = 0,57 p < 0,01) sowie auch zu den Zeitpunkten 6h (r² = 0,51 p < 0,01), 12h (r² = 0,47; p < 0,05) und 24h (r² = 0,49; p < 0,05).
Das CRP zeigte erst zum Zeitpunkt 12h (r² = 0,51; p < 0,01) und 24h (r² = 0,59; p < 0,01) eine nennenswerte Korrelation. Hb (maximaler r² positiv = 0,06; p = 0,67 bei Zeitpunkt 6h; maximaler r² negativ = -0,4; p = 0,012 bei Zeitpunkt 24h), Base Excess (maximaler r² positiv = 0,43; p = 0,01 bei Zeitpunkt 24h; maximaler r² negativ = -0,31; p = 0,05 bei Zeitpunkt 1h) und Fibrinogen (maximaler r² = 0,09; p = 0,55 beiZeitpunkt 6h) zeigten bei 0h und 1h keine Korrelation.
Die Bestimmung des Interleukin-6 in der Frühphase (0h und 1h nach Aufnahme) der innerklinischen Versorgung bei ausschließlich vorliegenden B-Kriterien kann als zusätzlicher Biomarker dazu beitragen das Vorliegen von schweren Verletzungen bei Schockraumpatienten auszuschließen. Hierdurch könnte es möglich werden die Versorgung dieser Patienten effizienter zu gestalten ohne bei der Versorgungssicherheit Abstriche machen zu müssen.