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Inzidenz von Frakturen – Eine 10-Jahres-Analyse von 507 056 Frakturen in Deutschland
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Published: | October 26, 2021 |
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Fragestellung: Detaillierte Analysen epidemiologischer Daten von Frakturen sind eine wichtige Ressource für Akteure in Gesundheitssystemen, die bei der Entscheidungsfindung von Gesundheitsleistungen wie der Implementierung von Sturzpräventionsprogrammen unterstützen, dazu dienen Kosten abzuschätzen, Einblicke geben in die Wirksamkeit aktueller Osteoporose-Therapieverfahren und genutzt werden können, um Algorithmen zur Risikoberechnung zu entwickeln. Derzeit ist jedoch die Epidemiologie von Frakturen in Deutschland unbekannt. Daher war das Ziel dieser Studie, Entwicklungen der landesweiten Frakturhäufigkeit in Abhängigkeit von anatomischer Lokalisation, Alter und Geschlecht zwischen 2009 und 2019 zu bestimmen.
Methodik: Jährliche ICD-10-Diagnosecodes aus deutschen medizinischen Einrichtungen zwischen 2009 und 2019 wurden vom Statistischen Bundesamt (Destatis) zur Verfügung gestellt. Die Inzidenz wurde für 30 verschiedene Knochen unter Verwendung der ICD-10-Codes "S32.1- S92.3" quantifiziert. Die relative Veränderung von 2009 bis 2019 wurde für jede anatomische Lokalisation ermittelt, Geschlecht und Altersverteilung wurden analysiert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Insgesamt wurden im Jahr 2019 507 056 Frakturen verzeichnet. Im Vergleich zu 2009 stieg die Inzidenz um 21,87% auf 930,7/100 000 Einwohner. Die häufigsten Frakturen traten am Schenkelhals (120,2/100 000 Einwohner), am pertrochantären Femur (108,7/100 000 Einwohner), am distalen Radius (106,2/100 000 Einwohner) und am proximalen Humerus (90,8 /100 000 Einwohner) auf. Alle betrafen hauptsächlich Frauen im Alter von 70-79 und 80-89 Jahren. Der höchste Anstieg wurde bei Acetabulumfrakturen (+58,16%) und der Clavicula (+44,02%) beobachtet, gefolgt von Beckenringfrakturen (+38,62%), Femurschaftfrakturen (+37,47%) und Skapulafrakturen (+30,54%).
Die Zunahme der Frakturhäufigkeit, insbesondere in der älteren Bevölkerung, stellt eine Herausforderung für die Akteure im Gesundheitswesen dar. Die aktuelle COVID-19-Pandemie wird höchstwahrscheinlich die zukünftige Frakturprävalenz beeinflussen. Umfassende epidemiologische Analysen sind für die Anpassung von Präventionsmaßnahmen und die Optimierung des Gesundheitsmanagements erforderlich.