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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Einfluss des COVID-19 Shutdown auf Traumaaufkommen und Verletzungsmuster an einem universitären Level I Traumazentrum in Berlin

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tobias Winkler - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Julius Wolff Institut & BIH Centrum für R., Berlin, Germany
  • Carolin Herrmann - Institute of Biometry and Clinical Epidemiology, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Sven Märdian - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Carsten Perka - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie (CMSC), Berlin, Germany
  • Ulrich Stöckle - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrums für Muskuloskeletale Chirurgie, Campus Charité Mitte, Berlin, Germany
  • Martin Möckel - Division of Emergency and Acute Medicine, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Tobias Lindner - Division of Emergency and Acute Medicine, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Germany
  • Tazio Maleitzke - Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie (CMSC), Julius Wolff Institut, Berlin Institute of Health (BIH), Berlin, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB90-904

doi: 10.3205/21dkou628, urn:nbn:de:0183-21dkou6283

Published: October 26, 2021

© 2021 Winkler et al.
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Fragestellung: Um die SARS-CoV-2 Verbreitung effektiv einzudämmen, wurden im Rahmen der Covid-19 Pandemie weltweit tiefgreifende Shutdown Maßnahmen implementiert. Während Quarantäne, Selbstisolation und wiederholte Shutdowns somit zu einer Verringerung der Infektionsraten führten, war der Einfluss des ersten Covid-19 Shutdowns auf Behandlungszahlen und Verletzungsmuster in chirurgischen Rettungsstellen unklar. In dieser Studie untersuchten wir die Folgen des ersten Covid-19 Shutdowns in Berlin auf Traumaaufkommen und Verletzungsmuster in einem universitären Level I Traumazentrum.

Methodik: Gesamt- sowie unfallchirurgische Patientenzahlen und Verletzungsmuster wurden während des 35-tägigen ersten Shutdowns (SHUTDOWN) im Jahr 2020 in einem universitären Level I Traumazentrum in Berlin retrospektiv erhoben und mit den Zahlen des analogen Zeitraums im Jahr 2019 (CTRL) verglichen. Ferner wurden die Zahlen mit einem dem SHUTDOWN vorausgegangenen (PRE) und Folge (POST)-Zeitraum verglichen. Absolute Zahlen sowie Incidence Rate Ratios (IRRs) und Risk Ratios (RRs) wurden für die entsprechenden Zeiträume bestimmt.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Tägliche Gesamt- (SHUTDOWN vs. CTRL, 106.94 vs. 167.54) sowie unfallchirurgische Fallzahlen (SHUTDOWN vs. CTRL, 30.91 vs. 52.06) verringerten sich während des SHUTDWOWNs im Vergleich zum CTRL Zeitraum mit IRRs von 0.64 und 0.59. Erhöhte Inzidenzproportionen ergaben sich für Verletzungen im Haushalt sowie für Fahrradunfälle mit RRs von 1.31 und 1.68 während des SHUTDOWNs, wohingegen die absoluten Zahlen der meisten Unfallmuster sanken. Verletzungen als Folge häuslicher Gewalt wurden während des SHUTDOWNs mit einer erhöhten Inzidenzproportion und einem RR von 2.41 erfasst. Akuter und chronischer Substanzabusus zeigten während des SHUTDOWNS ebenfalls einen Anstieg mit RRs von 1.63 und 3.22.

In dieser Studie konnten wir einen relevanten Rückgang unfallchirurgischer Fallzahlen sowie erhöhte Inzidenzproportionen für bestimmte Unfallhergänge und Verletzungsmuster während des SHUTDOWNs in Berlin beobachten. Während staatliche Covid-19 Hilfspakete, Beschäftigte, Selbstständige und Unternehmen finanziell unterstützen, sollte auch basierend auf unseren Daten zukünftig über zusätzliche finanzielle und soziale Hilfsangebote für das häusliche Umfeld besonders betroffener Familien und Individuen nachgedacht werden.