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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Die PAO als erfolgreiche Therapieoption für Hüftdysplasie und azetabuläre Retroversion – Langzeitergebnisse aus 35 Jahren mit 1044 Hüften

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christiane Leibold - Inselspital Bern, Klinik für Orthopädische Chirurgie, Bern, Switzerland
  • Malin Meier - Department für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsklinik Bern, Bern, Switzerland
  • Till Lerch - Department für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Inselspital, Universitätsklinik Bern, Bern, Switzerland
  • Klaus-Arno Siebenrock - Inselspital Bern, Klinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Bern, Switzerland
  • Moritz Tannast - Department für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsklinik Bern, Bern, Switzerland
  • Simon Steppacher - Department für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsklinik Bern, Bern, Switzerland

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB88-312

doi: 10.3205/21dkou601, urn:nbn:de:0183-21dkou6010

Published: October 26, 2021

© 2021 Leibold et al.
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Text

Fragestellung: Die periazetabuläre Osteotomie ist seit ihrer Erstbeschreibung 1984 der Goldstandard in der Behandlung der Hüftdysplasie (DDH). Seit 1997 wird die PAO auch zur Behandlung der azetabulären Retroversion (RV) als antevertierende PAO angewandt. Da Operationsindikation und präoperative Röntgenbefunde einen entscheidenden Einfluss auf das Outcome haben, helfen Langzeit-Followup und die Identifikation von Faktoren, die mit einem schlechten Outcome assoziiert sind, die Patientenselektion zu verbessern.

Ziel der Studie war:

1.
Die kumulative 35- respektive 22-Jahres-Überlebensrate bis zur Implantation einer Hüfttotalprothese (HTP) und
2.
Die prädiktiven Faktoren, welche mit dem Endpunkt HTP bei DDH und RV assoziiert sind, zu kalkulieren.

Methodik: Wir evaluierten retrospektiv 1044 Hüften, bei welchen zwischen 1984-2019 eine PAO in unserer Klinik durchgeführt wurde. Die Followup-Rate betrug 93%.

844 Hüften wurden aufgrund einer DDH operiert. Das mittlere Alter bei OP war 29±10 (16-48) Jahre und 77% der DDH Patienten waren weiblich. 30% waren bereits voroperiert. Die mittlere Followup-Zeit für PAO bei DDH war 15±9 (1-35) Jahre.

129 Hüften wurden aufgrund von RV operiert. Das mittlere Alter bei Operation war 22±7 (16-45) Jahre und 63% der Patienten waren weiblich. 14% waren bereits voroperiert. Die mittlere Followup-Zeit für PAO bei DDH war 13±7 (1-22) Jahre.

1.
Wir führten eine kumulative Überlebenszeitanalyse nach Kaplan-Meier mit dem Endpunkt Konversion zur HTP für DDH- und RV-Gruppe durch.
2.
Mittels Cox Regressionsanalyse wurden demografische, klinische und radiologische Daten evaluiert und die jeweiligen Hazard Ratios (HR) berechnet.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die Überlebensrate aller Hüftgelenke mit PAO für DDH betrug 50% beim 35-Jahres-Followup. Von 844 Hüften konvertierten 205 zur HTP im Mittel nach 14 (0.3-35) Jahren. Prädiktive Faktoren für die frühe Konversion zur HTP waren Alter >40 bei OP (HR 1.83; p< 0.001), präoperative Arthrose>Tönnis Grad 2 (HR 3.63, p< 0.001) und vorherige OP (HR 1.44; p=0.013)

Die Überlebensrate aller Hüftgelenke mit PAO für RV betrug 93% beim 22-Jahres-Followup. Von 129 Hüften konvertierten 5 zur HTP im Mittel nach 11 (2-18) Jahren. Prädiktive Faktoren für die frühe Konversion zur HTP waren präoperativ Arthrose>Tönnis Grad 2 (HR 7.12, p<0.001) und vorherige OP (HR 4.16; p=0.008).

Die PAO ist eine effektive Technik zur Behandlung beider Pathologien. Ein langzeitiger Hüftgelenkserhalt war bei 50% der DDH-Patienten nach 35 Jahren sowie bei 91% der RV-Patienten nach 22 Jahren möglich. Für die RV zeigt sich bisher eine bessere kumulative Überlebensrate, was nicht nur auf der kürzeren Followup-Zeit beruht, sondern auch darauf, dass die Patienten zum Operationszeitpunkt durchschnittlich jünger waren, seltener voroperiert und eine geringer ausgeprägte Degeneration aufwiesen. Diese stellen die drei wichtigsten prädiktiven Faktoren dar. Diesbezüglich wurde unsere Patientenselektion bereits angepasst, weitere unterscheidende Faktoren werden aktuell noch evaluiert.