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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Radiusfrakturen bei Kindern – ESIN mit radialem oder dorsalem Zugang?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Raffael Cintean - Unfallchirurgie, Uniklinik Ulm, Ulm, Germany
  • Matti Hofmann - Unfallchirurgie, Uniklinik Ulm, Ulm, Germany
  • Carlos Pankratz - Unfallchirurgie, Uniklinik Ulm, Ulm, Germany
  • Florian Gebhard - Unfallchirurgie, Uniklinik Ulm, Ulm, Germany
  • Konrad Schütze - Unfallchirurgie, Uniklinik Ulm, Ulm, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB88-373

doi: 10.3205/21dkou597, urn:nbn:de:0183-21dkou5979

Published: October 26, 2021

© 2021 Cintean et al.
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Text

Fragestellung: Unterarmfrakturen sind eine der häufigsten Verletzungen bei Kindern. In den letzten Jahren konnte eine Tendenz zur operativen Versorgung durch geschlossene Reposition und Stabilisierung mittels elsatisch-stabiler intramedullärer Nagelung (ESIN) festgestellt werden. Trotz nur geringer beschriebener Komplikationsraten verbleibt ein Restrisiko. In dieser Studie sollen insbesondere der radiale und dorsale Zugang zum distalen Radius bei ESIN hinsichtlich der Komplikationen verglichen werden.

Methodik: 237 Kinder (8,3 ± 1,2 Jahre) mit 245 Unterarmfrakturen wurden zwischen 2010 und 2020 im überregionalen Traumazentrum mittels ESIN operativ versorgt. In der retrospektiven Datenanalyse wurde Augenmerk auf die Frakturmorphologie (proximal/distal diaphysär, metaphysär), prä- und postoperative Achsabweichung sowie intra- und postoperative Komplikationen bei radialem und dorsalem Zugang zum Radius gelegt. Das Frakturmuster sowie die Achsabweichung wurde anhand der Röntgenbildern in zwei Ebenen gemessen. Komplikationen wurden anhand der Aktenlage katalogisiert und Komplikationen wie EPL-Rupturen sowie Sensibilitätsstörungen des Ramus superficialis Nervus radialis (RSNR) hinsichtlich der weiteren Therapie analysiert.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei 201 Operationen wurde ein dorsaler Zugang gewählt, bei 44 Frakturen der radiale Zugang. Insgesamt konnten 25 (10%) chirurgische Komplikationen festgestellt werden, von welchen 21 (8,6%) weitere operative Versorgung benötigten. 14 Rupturen der EPL-Sehne, 4 Sensibilitätsstörungen des RSNR, 2 Entrapments der EPL-Sehne, 2 Refrakturen nach Metallentfernungen, 2 oberflächliche Wundinfektionen sowie eine postoperative Bewegungsstörung wurden festgestellt. Alle EPL-Rupturen wurden operativ revidiert. 3 Sensibilitätsstörungen waren regredient, keine benötigte eine operative Revision. Wie erwartet konnte eine signifikante Verbesserung der Achsabweichung postoperativ in beiden Gruppen festgestellt werden (p<0.001). Es konnte kein Zusammenhang zwischen der postoperativen Achsabweichung und des Frakturmusters (p=0.749) sowie dem Durchmesser des gewählten Drahtes (p=0.563) festgestellt werden. Der radiale Zugang am distalen Radius zeigte eine geringere Komplikationsrate (radial 4, dorsal 26; p<0.05). Die postoperative Achsabweichung zeigte jedoch keinen signifikanten Zusammenhang der beiden Zugänge (p=0.129). Gerade bei kritischen distalen Schaftfrakturen zeigte der radiale Zugang jedoch ein besseres radiologisches Outcome.

Trotz fehlender statistischer Signifikanz in der postoperativen Achsabweichung zeigte der radiale Zugang eine geringere Anzahl von postoperativen Achsabweichungen über 5° in beiden Ebenen. Insbesondere Aufgrund der geringeren behandlungsbedürftigen Komplikationsrate und dem Risiko der Verletzung der EPL-Sehne im dorsalen Zugangsgebiet sollte der radiale Zugang gewählt werden. Hierbei muss auf oberflächliche Hautnerven geachtet werden.