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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Erysipelothrix rhusiopathiae – Fingerphlegmone mit seltenem zoonotischen Erregernachweis

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Florian Möller - Universitätsklinikum Gießen-Marburg, Standort Gießen, Klinik/Poliklinik für Unfall-, Hand- u. Wiederherstellungschirurgie, Experimentelle Unfallchirurgie, Gießen, Germany
  • Christoph Biehl - Universitätsklinikum Gießen-Marburg, Standort Gießen, Klinik/Poliklinik für Unfall-, Hand- u. Wiederherstellungschirurgie, Experimentelle Unfallchirurgie, Gießen, Germany
  • Christoph Schäfer - Universitätsklinikum Gießen-Marburg, Standort Gießen, Klinik/Poliklinik für Unfall-, Hand- u. Wiederherstellungschirurgie, Experimentelle Unfallchirurgie, Gießen, Germany
  • Christian Heiß - Universitätsklinikum Gießen-Marburg, Standort Gießen, Klinik/Poliklinik für Unfall-, Hand- u. Wiederherstellungschirurgie, Experimentelle Unfallchirurgie, Gießen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB83-437

doi: 10.3205/21dkou568, urn:nbn:de:0183-21dkou5686

Published: October 26, 2021

© 2021 Möller et al.
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Outline

Text

Fragestellung: Erysipelothrix rhusiopathiae ist ein erstmals 1873 beschriebenes, grampositives, fakultativ anaerobes und nicht sporenbildendes Bakterium. Pathogene Bedeutung hat es führend in der Veterinärmedizin mit dem Krankheitsbild des "Schweinerotlauf". In der Literatur beschriebene meist berufsbedingt (Fleischer, Tierärzte, etc.) auf den Menschen übergegangene Infektionen manifestieren sich als Weichteilinfektion in Form eines Erysipeloid oder systemisch relevant als Endokarditis oder septikäme Bakteriämie. In der Literatur sind lediglich einige berufsbedingt erworbene Infektionen beschrieben, eine Inzidenz wird nicht angegeben.

Bei einer im Dezember 2020 in unserem Hause aufgenommen 36-jährigen Patientin mit einer beginnenden atypischen Fingerphlegmone konnte ein Erregernachweis des Bakteriums erbracht werden. Eine spezielle Risikoanamnese lag bei der Patientin nicht vor. Der genaue Verlauf wurde sowohl präklinisch durch die Patientin selbst, als auch im Rahmen des stationären Aufenthaltes engmaschig fotographisch dokumentiert. Nach lokaler Sanierung der Nekrose und resistenzgerechter antibiotischer Therapie sowie Ruhigstellung des Fingers komplikationsloser Heilungsverlauf.

Ziel des Posterbeitrages ist eine Fallpräsentation dieser seltenen Zoonose, ihrer Therapie und eine Sensibilisierung für seltene Erreger im Rahmen von septischen Weichteilinfekten.

Methodik: Case Report.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Die lückenlose Fotodokumentation durch die Patientin selbst und im Rahmen des stationären Aufenthalts geben uns die nach Literaturrecherche bisher einzigartige Möglichkeit, den makroskopischen Befund eines Erysipeloid durch Erysipelothrix rhusiopathiae an einem Fallbeispiel stadienhaft vorzustellen. Im Besonderen soll das Fachauditorium dafür sensibilisiert werden, dass:

1.
Seltene Zoonosen auch im Alltag der Handchirurgie und septischen Chirurgie präsent sind, ohne dass sich zwingend eine spezielle Risikoanamnese präsentiert.
2.
Der mikrobiologische Erregernachweis unverzichtbarer Teil der Diagnostik und zielgerichteten Therapie von Weichteilinfektionen sein sollte.
3.
Empirisch-kalkulierte antibiotische Therapieschemen als Teil eines strukturierten Behandlungsablaufes auch bei seltenen zoonotischen Infektionen grundsätzlich wirksam sind.
4.
Entstehende zunehmend multiresistente Erregerstämme aus der Veterinärmedizin auch Folgen für unser klinisches Handeln haben können.