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Vergleich der nativradiologischen Beinachsenvermessung mit der markerbasierten 3D Stand- und Ganganalyse bei Adoleszenten
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Published: | October 26, 2021 |
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Fragestellung: Achsfehlstellungen des Kniegelenks sind eine häufige Entität im Adoleszenzalter. Um der damit einhergehenden Fehlbeanspruchung und Überlastung entsprechender Kompartimente der Gelenke mit der Folge einer Gonarthrose entgegenzuwirken, ist die operative Wachstumslenkung durch Hemiepiphyseodese eine mögliche Therapieoption. Die Indikationsstellung zur Achskorrektur erfolgt anhand der radiologisch diagnostizierten Ausprägung. Mit Hilfe einer Röntgen-Ganzbeinstandaufnahme kann neben der bekannten Messung der Winkel nach Paley die Klassifikation nach Oest erfolgen, welche 4 Schweregrade der Achsabweichung unterscheidet (Grad 0-3). Ziel der Arbeit ist die vergleichende Untersuchung des Grads der Achsabweichung aus den Ergebnissen der Ganganalyse mit der Oest Klassifikation nach nativradiologischen Ganzbeinstandaufnahme.
Methodik: Es wurden insgesamt 20 Jugendliche mit einem Durchschnittsalter von 13 Jahren vor und nach Therapie mit operativer Wachstumslenkung untersucht. Es erfolgte eine nativradiologische Ganzbeinstandaufnahme sowie eine 3D Ganganalyse mit rasterstereographischer Beurteilung der Wirbelsäule, markergestützen Beinachsenanalyse und Pedobaraographie statisch und dynamisch (Ganganalysesytem Diers 4D motion®) . Es wurde zusätzlich untersucht, inwiefern das subjektive Beschwerdeausmaß, welches über den Knee Osteoarthritis Outcome Score- Child (KOOS- Child) ermittelt wurde, mit dem klinischen Befund korreliert.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Überwiegend zeigten sich keine oder sehr milde Symptome bei längerer Beanspruchung des Kniegelenkes. Eine operative Wachstumslenkung mittels Hemiepiphyseodese mit Klammern nach dem Tension-Band Prinzip (Implantat: Flex Tack™, Firma Merete) wurde bei 16 Jugendlichen mit Genua valga und 4 mit Genua vara durchgeführt. Durchschnittlich wurden die Klammern nach 17 Monaten entfernt. Im Vergleich der Schweregarde nach Oest (0-3) aus der Röntgenaufnahme zeigte sich eine signifikante Korrelation mit den gemessenen Varus-, bzw. Valguswinkeln des Ganganalysesystems (p<0,05). Für Genua valga konnte über die Pedobarographie zusätzlich eine vermehrte Spitzenbelastung des medialen Vorfußes festgestellt werden, welche ebenfalls mit dem Schweregrad nach Oest signifikant korreliert (p<0,05). Zusammenfassend kann aktuell die Beinachsenmessung mittels markergestützter Ganganalyse als eine Ergänzungzur etablierten Röntgenuntersuchung gesehen werden. Durch zusätzliche Untersuchungen im Stand und Gang können Körperhaltung, Wirbelsäulenanatomie und Fußdruckverteilung vermessen und etwaige Co-Pathologien in das gesamtheitliche Therapiekonzept einfließen. Weitere Studien mit einem größeren Patientenkollektiv sind notwendig, um die markergestützte Beinachsenanalyse als diagnostische Alternative zur nativradiologischen Ganzbeinstandaufnahme insbesondere bei Verlaufskontrollen bei diagnostizierter Achsabweichung im Kniegelenk zu etablieren.