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Kompartmentsyndrom nach Tibiakopffrakturen: Analyse von Risikofaktoren und Erstellung eines Nomogramms
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Published: | October 26, 2021 |
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Fragestellung: Nach Tibiakopffrakturen treten akute Kompartmentsyndrome in bis zu 12% der Patienten auf. Insbesondere bei Hochenergie-Traumata erhöht sich das Risiko weiter. Im Rahmen dieser retrospektiven Studie wurden potentielle Risikofaktoren für Kompartmentsyndrome nach Tibiakopffrakturen analysiert, um eine individuelle Risikoabschätzung anhand eines erstellten Nomogramms zu ermöglichen.
Methodik: Insgesamt wurden 243 Patienten mit Tibiakopffrakturen (102 männlich, mittleres Alter: 50.7 Jahre, 10 bilaterale Tibiakopffrakturen), die zwischen 2010 und 2019 an einem Level-1 Traumazentrum versorgt worden waren, retrospektiv in die Studie eingeschlossen. Logistische Regressionsanalysen mit Odds Ratios (OR) wurden durchgeführt um Risikofaktoren für ein Kompartmentsyndrom nach Tibiakopffrakturen zu ermitteln. Auf Basis des multivariaten logistischen Regressionsmodells wurden eine ROC-Kurve, Youden-Index, sowie ein Nomogramm erstellt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Ein Kompartmentsyndrom trat bei 9.1% der Patienten auf (n=23). Männliches Geschlecht (OR: 10.606; p < 0.001), Polytrauma (OR: 4.085; p=0.003), hoher BMI (OR: 1.084; p=0.048) und Schatzker Typ IV-VI Frakturen (OR: 6.325; p=0.004) waren mit signifikant erhöhtem Risiko für Kompartmentsyndrome vergesellschaftet. Andere Faktoren wie Diabetes, Rauchen, arterielle Hypertonie, offene Frakturen und Patientenalter zeigten keinen signifikanten Zusammenhang.
Männliche Patienten (OR: 7.392; p=0.002) und Schatzker Typ IV-VI Frakturen (OR: 5.533; p=0.009) blieben im multivariaten Modell signifikant mit einem erhöhten Kompartmentsyndrom-Risiko assoziiert, unabhängig von Polytrauma (p=0.081) oder hohem BMI (p=0.194). Der Youden-Index, bsaierend auf der ROC-Kurve, ergab 18% als Cut-Off-Wert, ab dem ein deutlich erhöhtes Kompartmentsyndrom-Risiko für Patienten besteht.
Das Risiko für ein Kompartmentsyndrom lässt sich anhand des erstellten Nomogramms, basierend auf 4 einfach in der Praxis zu erhebenden Risikofaktoren (d.h. Geschlecht, BMI, Frakturtyp, Polytrauma) individuell abschätzen, wobei insbesondere ab einem Wert von 18% das Risiko für ein Kompartmentsyndrom für Patienten deutlich erhöht scheint.