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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Vergleich konventionell, eingefärbter – gegen farblose Wischdesinfektionspräparate, in der Hüftendoprothetik. Eine prospektiv, randomisierte Probandenstudie

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Karsten Fink - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, OE 6230, Hannover, Germany
  • Claas Baier - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Med. Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Hannover, Germany
  • Christian Krettek - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover, Germany
  • Emmanouil Liodakis - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, OE 6230, Hannover, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB77-922

doi: 10.3205/21dkou521, urn:nbn:de:0183-21dkou5210

Published: October 26, 2021

© 2021 Fink et al.
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Fragestellung: Die prozentuale Häufigkeit der periprothetischen Gelenkinfektion, nach Hüft-TEP ist seit Jahren, im internationalen Vergleich, relativ konstant. Seitdem verschiedene Hersteller inzwischen Wischdesinfektionspräparate (WDP) mit erhöhter Remanenz herstellen, wird in den Fachgesellschaften der Ruf laut, diese auch zu verwenden.

Prinzipiell sprechen objektivierbare Gründe für die Anwendung von z.B. Octeniderm, auch in der Hüftchirurgie. Dieses ist jedoch farblos, untersteht somit keiner visuellen Kontrolle im Rahmen des perioperativen Abwaschvorgangs. Es gibt eine gute Studienlage bzgl. der Vorteile von Octeniderm. Die vorliegenden Studien stammen jedoch aus der Wirbelsäulen- und Bauchchirurgie (Patrick et al. 2017). Somit überschaubare, leicht zu desinfizierende Flächen.

In der Hüftchirurgie gestaltet sich das perioperative Abwaschen deutlich schwieriger. Größere Flächen, die tw. außerhalb des eigenen Sichtfeldes liegen, was eine Visualisierbarkeit bzw. ein erhöhter Erfahrungsgrad im Umgang, voraussetzen. So zumindest die hinlängliche Meinung, bis dato.

Annahme der Studie ist, dass ein erfahrener Operateur in der Lage ist auch farbloses WDP suffizient und sicher zu nutzen.

Methodik: Im Rahmen der Studie, werden Oberärzte eine Vergleichsgruppe bilden. Die andere Vergleichsgruppe wird von jungen Assistenzärzten im 1. - 3. Jahr gebildet. Beide Gruppen werden jeweils das linke und rechte Bein eines Probanden mit einem eingefärbtem und einem farblosen WDP, abwaschen.

Das farblose WDP wird zuvor mit einem Fluoreszenzpräparat versehen, welches die nicht desinfizierten Areale unter violettem Licht, demaskiert. Endpunkt ist dabei unter normalen Lichtverhältnissen oder unter UV-Licht, sobald ein Teil der zu desinfizierenden Flächen visuell nicht adäquat abgewaschen wurde. Diese Anteile werden sekundär in Quadratzentimetern ausgemessen und fließen zusätzlich in die Studie ein.

Ob der erfahrene oder unerfahrene Chirurg mit dem linken oder rechten Bein bzw. dem farblosen oder gefärbten Wischdesinfektionspräparat beginnt, wird zuvor randomisiert zugewiesen und in verschlossene Umschläge verpackt. Die visuelle Kontrolle des Wischdesinfektionsvorgangs, wird fotodokumentiert und durch eine dritte Person durchgeführt, die mit den Details der Studie nicht vertraut ist. Insgesamt wurden 50 Probanden in die Studie eingeschlossen, somit 2 x 50 Beine.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Im Rahmen der Auswertung zeigte sich eindeutig, dass ein erfahrener Chirurg bzw. Oberarzt durchaus in der Lage ist, auch ein farbloses Wischdesinfektionspräparat suffizient und sicher zu nutzen. In der Vergleichgruppen der unerfahreneren Chirurgen, zeigte sich eine signifikante Häufung vergessener Areale.

Schlussfolgerung daraus ist, dass der Abwaschvorgang in der Hüftchirurgie keinesfalls durch unerfahrene Chirurgen durchgeführt werden sollte und das erlernen der Technik in Zukunft, unter Nutzung eines farblosen Wischdesinfektionspräparates, einer deutlich genaueren Supervision des Oberarztes bedarf.