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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Klinische Validität der neuen AO Spine Klassifikation für Verletzungen der oberen und unteren HWS – 454 Patienten mit 498 Verletzungen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Roslind Hackenberg - Rheinische Friedrich Wilhelms Universität Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Paul Stoll - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Kristian Welle - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Jasmin Scorzin - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie, Bonn, Germany
  • Martin Gathen - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Christof Burger - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany
  • Koroush Kabir - Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Bonn, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB74-760

doi: 10.3205/21dkou497, urn:nbn:de:0183-21dkou4974

Published: October 26, 2021

© 2021 Hackenberg et al.
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Fragestellung: Die AO Spine Foundation hat 2016 und 2018 eine neue Klassifikation zur Beschreibung von Verletzungen der oberen und unteren Halswirbelsäule (HWS) veröffentlicht. Ziel war eine Vereinfachung der Klassifikation und ein besseres Verständnis der Frakturmorphologie, um gezielter eine Therapie ableiten zu können. Neben den Verletzungsmechanismen von Kompressionsverletzungen (Typ A), Bandverletzungen (Typ B), Translationsverletzungen (Typ C) und Facettengelenkverletzungen (Typ F), fließen der neurologische Status und Modifikatoren wie Vorerkrankungen und anatomische Normvarianten in die Klassifikation ein. Eine hohe Inter- und Intraobserver Reliabilität und Übereinstimmung mit der empfohlenen Therapie konnten gezeigt werden. Bislang existiert jedoch keine Studie über die klinische Anwendbarkeit von beiden neuen AO Klassifikation. Ziel dieser Studie war es die Einsetzbarkeit und Validität der neuen AO Klassifikationen im klinischen Alltag zu untersuchen.

Methodik: In einer retrospektiven Kohortenstudie in einem Klinikum der Maximalversorgung mit Level I Traumazentrum wurden alle Patienten, die sich zwischen 2012 und 2017 mit einer Verletzung der oberen und/oder unteren HWS vorgestellt haben, eingeschlossen. Alle Verletzungen wurden gemäß der neuen AO Klassifikationen klassifiziert und hinsichtlich der Übereinstimmung mit der Therapie analysiert. Die Auswertung erfolgte deskriptiv mit einem Signifikanzniveau von p<0,05.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Es wurden 454 Patienten (201 weiblich, 253 männlich) mit 598 Verletzungen im Alter von 66,2±20,9 Jahren eingeschlossen. 293 Verletzungen waren in der oberen und 305 in der unteren HWS. A-Verletzungen waren am häufigsten mit 83,9% in der oberen und 59,0% in der unteren HWS. B-Verletzungen betrugen 14,0% in der oberen und 21,0% in der unteren HWS. C-Verletzungen waren am seltensten mit 3,1% in der oberen und 9,2% in der unteren HWS. F-Verletzungen betrugen 10,8%. An der oberen HWS litten Patienten >70 Jahre signifikant häufiger an A- als an B- und C-Verletzungen (p< 0,001). In der unteren HWS litten mehr Patienten>70 Jahren an B-Verletzungen. Neurologische Ausfälle (N1-4) waren bei 16,6% vorhanden. Verletzungen der unteren HWS waren signifikant häufiger mit neurologischen Ausfällen vergesellschaftet: Obere HWS 7,8%, untere HWS 24,9% (p< 0,001), dabei waren Patienten>70 Jahre am häufigsten betroffen. 52,9% der Patienten erhielten eine operative und 44,7% eine konservative Therapie; 2,4% verstarben vor einer Therapie. 46,8% der A-Verletzungen, 77,1% der B-Verletzungen und 89,2% der C-Verletzungen wurden operativ versorgt. A-Verletzungen wurden signifikant häufiger in der oberen als der unteren HWS operiert (p<0,001), insbesondere bei Patienten im Alter von 61-90 Jahren.

Die neuen AO Klassifikationen zeigen eine gute klinische Anwendbarkeit, um Verletzungen der oberen und unteren HWS zu beschreiben und zeigen eine hohe Kohärenz zwischen der Art der Verletzung, neurologischen Ausfällen sowie der abgeleiteten Therapie.