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German Congress of Orthopaedics and Traumatology (DKOU 2021)

26. - 29.10.2021, Berlin

Diagnostik und Therapie von Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule im Kindesalter – Empfehlungen der AG Wirbelsäulentrauma im Kindesalter

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Thomas Weiß - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Wirbelsäulenchirurgie, Murnau, Germany
  • Oliver Gonschorek - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau, Murnau, Germany
  • Stefan Hauck - BG Unfallklinik Murnau, Unfallchirurgie, Murnau, Germany
  • Jan-Sven Jarvers - Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plast. Chirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Germany
  • Alexander Disch - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, Germany
  • Christian Herren - Universitätsklinik der RWTH Aachen, Klinik für Unfallchirurgie und Wiederherstellungschirurgie, Aachen, Germany
  • Stefan Matschke - ATOS Klinik Heidelberg, Praxis für Wirbelsäulenchirurgie, Heidelberg, Germany
  • Michael Kreinest - BG Ludwigshafen, Ludwigshafen, Germany

Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU 2021). Berlin, 26.-29.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocAB74-83

doi: 10.3205/21dkou487, urn:nbn:de:0183-21dkou4873

Published: October 26, 2021

© 2021 Weiß et al.
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Text

Fragestellung: Wirbelsäulenverletzungen im Kindesalter sind insgesamt sehr selten. Aktuelle einschlägige Studien mit großen Fallzahlen, aus welchen sich evidenzbasierte Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie von Wirbelsäulenverletzungen bei pädiatrischen Patienten ableiten lassen existieren nicht.

Ziel der Arbeit war es Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie von Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule im Kindesalter auf der Basis einer nationalen Multicenterstudie zu formulieren.

Methodik: Zunächst erfolgte eine Recherche von Primär- aber auch Sekundärliteratur zum Themenkomplex Diagnostik und Therapie von Verletzungen der Wirbelsäule bei Kindern. Eine entsprechende interne Literaturdatenbank wurde angelegt und gepflegt. Im Rahmen von neun Arbeitstreffen im Zeitraum von April 2017 bis Dezember 2019 erfolgte im Rahmen eines Konsensusprozesses der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Wirbelsäulentrauma im Kindesalter der Sektion Wirbelsäule der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie die systematische Formulierung von Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie von Verletzungen der Wirbelsäule bei Kindern

Ergebnisse: Zusammenfassend konnten 367 Kinder (weiblich : männlich = 1 : 1,2) mit insgesamt 610 Verletzungen an der gesamten Wirbelsäule eingeschlossen werden. Auf dieser Basis konnten Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie von Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule für drei Alterstufen (Alterstufe I: 0-6 Jahre; Alterstufe II: 7-10 Jahre; Alterstufe III: 10-16 Jahre) formuliert werden. Die Prinzipien für Diagnostik und Therapie aus der Erwachsenenmedizin können nicht problemlos übertragen werden.

Schlussfolgerung: Wirbelsäulenverletzungen im Kindesalter sind selten und sollten der Behandlung in spezialisierten Wirbelsäulenzentren zugeführt werden. Die MRT Diagnostik sollte beim kardio-pulmonal stabilen Kind mit Verdacht eines Monotraumas der Wirbelsäule als initiale Bildgebung indiziert werden. Die grundlegenden Therapieziele bei Verletzungen der Brust- und Lendenwirbelsäule im Kindesalter sind die Wiederherstellung der Stabilität, der Schutz der neurogenen Strukturen und das Wiederherstellen der anatomisch korrekten Verhältnisse. Bei der Indikationsstellung zur konservativen vs. operativen Therapie müssen das Korrektur- und Regenerationspotenzial der einzelnen Wirbelsäulenabschnitte in Abhängigkeit vom Patientenalter berücksichtigt werden.

Die operative Stabilisierung soll v.a. über minimalinvasive Techniken, im Sinne einer Instrumentierung ohne Spondylodese und frühzeitiger Metallentfernung, erfolgen.