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Retrospektive Komplikationsanalyse nach osteosynthetischer Stabilisierung von Patellafrakturen
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Published: | October 26, 2021 |
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Fragestellung: Die Ursachen für eine Komplikation nach osteosynthetischer Stabilisierung von Patellafrakturen mit operativer Revision sind vielfältig. Neben erneutem Trauma, Incompliance oder Osteosyntheseversagen sollen in der retrospektiven, multizentrischen Kohortenstudie der Einfluss von Patienten-spezifischen Faktoren auf das Auftreten einer Komplikation untersucht werden.
Methodik: Die Datenerfassung erfolgte anhand einer retrospektiven Auswertung der medizinischen Aktenunterlagen von n=231 Patienten, die im Zeitraum 01/2013-12/2018 bei Patellafraktur osteosynthetisch stabilisiert wurden. Insgesamt konnten n=135 Patienten kontaktiert und eingeschlossen werden. Anhand spezifischer Fragebögen (Tegner-Lysholm-Score, Tegner-Activity-Score, IKDC-Score, Numerische Rating Skala) wurden subjektive Kniegelenksfunktion, Aktivitätslevel sowie aktuelle Schmerzen analysiert. Das Auftreten eines Revisionseingriffes oder Komplikationen wurden dokumentiert. Die statistische Auswertung erfolgte mittels t-Test sowie linearen Regressionsmodellen.
Ergebnisse und Schlussfolgerung: Bei n=14 Patienten (10,4%) kam es zum Auftreten einer Komplikation traumatischer (n=2) oder atraumatischer (n=12) Genese, wobei eine sekundäre Fragmentdislokation in 71,4% nach 52±42 Tagen am häufigsten war. Patienten mit Komplikation erlitten initial Trümmer- (57%, C3-Fraktur nach OTA/AO) oder Querfrakturen (43%, C1), die nach 1,7±3,2 Tagen (vs. 3,5±4,8 bei Patienten ohne Komplikation) in 92,9% mit klassischer Zuggurtungsosteosynthese bzw. in 7,1% mit winkelstabiler Plattenosteosynthese stabilisiert wurden. 35,7% (vs. 43%) wiesen einen distalen Polabriss auf; 35,7% (vs. 22,3%) waren offene Frakturen. Patienten mit Komplikation zeigten keine Begleitverletzungen, 15% ohne Komplikation hatten weitere knöcherne Verletzungen der betroffenen Extremität. Patientenalter (64,9±11,1 vs. 55,2±17,5 Jahre; p=0,174), weibliches Geschlecht (64,3% vs. 44,6%; p=0,745), Nikotinabusus (14,3% vs. 8,3%; p=0,248), regelmäßiger Alkoholkonsum (7,1% vs. 8,3%; p=0,474) oder Osteoporose (14,3% vs. 5,8%; p=0,202) hatten keinen Einfluss auf das Auftreten einer Komplikation.
Das finale Follow-up erfolgte 62,6±20,7 (vs. 60,3±20,6) Monate postoperativ. Die Patienten mit Komplikation beklagten signifikant stärkere Schmerzen, v.a. bei Belastung (NRS: 2,07±3,0 vs. 0,63±1,18; p=0,0006). Der Tegner-Lysholm-Score (81,2±17,7 vs. 91,6±12,8; p=0,007) und IKDC-Score (71,6±23,2 vs. 83,4±21,9; p=0,004) wiesen signifikant niedrigere Werte auf. Das Aktivitätsniveau war am finalen Follow-up ebenfalls signifikant niedriger (3,0±1,6 vs. 4,0±1,2, p=0,008).
Atraumatische Komplikationen treten frühzeitig (nach ca. 6 Wochen) auf. Die häufigen sekundären Fragmentdislokationen erfordern v.a. bei mehrfragmentären Frakturen weitere Anpassungen der Versorgungsart. Es konnte kein Patienten-spezifischer Faktor gefunden werden, der das Auftreten einer Komplikation begünstigte. Die mittelfristigen, funktionellen Ergebnisse nach Komplikation und operativer Revision sind jedoch signifikant schlechter.